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Ziegelplatten gedeckt, ein kleiner Theil hat noch Strohbedachung. An einigen Häusern befinden sich geschnitzte Balken, an andern zierliche steinerne Giebelaufsätze. Die Aussicht des am westlichen Saum des Rieses gelegenen Orts reicht dem Thal entlang gegen Westen an den Flochberg und an den Ipf, gegen Osten in die Gegend von Nördlingen, gegen Süden und Norden ist sie durch vorliegende Höhenzüge beschränkt; besteigt man aber eine dieser Höhen, dann erschließt sich dem Auge eine herrliche Aussicht, insbesondere über die weite Riesebene. Auch sind an der munteren Eger hübsche kleinere landschaftliche Partieen.

Die dem h. Andreas geweihte Kirche wurde im Jahre 1732 in einfachem Rundbogenstil inmitten des Dorfes von der Äbtissin von Kirchheim, Maria Violantia Jäger, erbaut, ihr Thurm, 1690 errichtet und mit seinem untern kreuzgewölbtem Geschoß die Sakristei bildend, steht im Osten und wird gegen oben achteckig und von einer Zwiebelkuppel bekrönt. Das freundliche Innere der Kirche besitzt einen hübschen Hochaltar aus der Zeit ihrer Erbauung mit zwei Gemälden, Christus am Kreuz mit Maria und das hl. Abendmahl. An den Emporenbrüstungen sind angemalt Christus, Propheten und die vier Evangelisten. Von den zwei Glocken trägt die größere die Umschrift: Anno 1766 gos mich Joseph Arnold in Dinkelsbühl, auch sind auf derselben natürliche Blätter abgegossen; auf der andern Glocke steht: 1720 goss mich Christian Ginther zu Königsbronn. Um die Kirche liegt der Friedhof, ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Die untere oder St. Margarethen-Kirche steht am östlichen Ende des Dorfes auf dem alten auch noch benützten Friedhof und wurde in neuester Zeit wieder hergestellt; sie stammt aus gothischer Zeit, doch sind ihre Fenster jetzt in flachbogige verändert, auch besaß sie früher gothische Wandmalereien. Der mit einem Satteldach versehene Thurm steht auch hier wieder im Osten und vertritt mit seinem untern Geschoß die Stelle des Chors; nördlich stößt an ihn die Sakristei und über der spitzbogigen Thüre, welche vom Thurm in dieselbe hereinführt, steht: anno dm. 1440 un .. jar. renovirt 1860. Auf dem Boden liegt der alte Grabstein eines Geistlichen. Die größere Glocke hat in lateinischen Majuskeln die Umschrift: 1500 iar gos mich Peter Gereis von Augspurg. Maria. Auf der andern, einem hübschen Glöckchen, worauf auch natürliche Blätter (Salbei) abgegossen sind, steht: Maria Innocentia Abtissin de S. R. Stifts Kirchheim quae patrona der Kirche ad Sanctam Margaretam. 1774. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das 1732 auch vom Kloster Kirchheim massiv aus Stein erbaute Pfarrhaus liegt zunächst der Kirche an der Hauptstraße und befindet sich in gutem baulichen Zustande; die Unterhaltung desselben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)