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Herbstaustrieb findet theilweise noch statt. Von der Geflügelzucht ist hauptsächlich die der Gänse von Belang; es werden etwa 300 Stücke gehalten und meist zum Verkauf gebracht.

Die Gemeinde besitzt etwa 1100 Morgen Waldungen, die von der Stiftung der Herrn von Schenkenstein herrühren und jährlich 240 Klafter und 30.000 Stück Wellen ertragen, von denen jeder gemeindeberechtigte Bürger, 80 an der Zahl, 3 Klafter und 250 Stück Wellen erhält.

Überdieß besteht eine Baldern’sche Stiftung (zur Unterstützung armer Handwerkslehrlinge) mit 1000 fl., hiermit die von Pfarrer Mayerhöfer in Pfrungen verbunden, ferner ein Schulfonds mit 330 fl.

Von den Schlössern und Burgen ehemaliger hier gesessener Adelsfamilien sind an der südwestlichen Seite des Dorfs noch sichtliche Überreste vorhanden; und zwar in dem Garten des Johann Mathäus Gaiß, Mündlesbauer (Mundlehensbauer) genannt, befindet sich die Anlage eines ehemaligen Wasserschlosses, bestehend aus einem im Viereck angelegten 15′ tiefen Graben, von dem je eine Seite 40 Schritte lang ist; an diese Verschanzung stößt ein 15′ hoher kreisrund angelegter Hügel, Ipfle genannt, der ebenfalls mit einem Graben umfangen ist und sich an den im Viereck angelegten anschließt. Innerhalb des Vierecks befinden sich noch Reste von Grundmauern. Zunächst dabei lag ein Weiher, von dem aus der Burggraben unter Wasser gesetzt werden konnte. Etwa 150 Schritte östlich von dieser Stelle befindet sich im Garten des Schreiners Joseph Weidmann eine ähnliche viereckige, mit Graben umgebene Anlage, von der jede Seite 20 Schritte lang ist. Der Graben wurde in neuerer Zeit größtentheils eingeebnet und der immer noch 15′ hohe Burghügel theilweise abgetragen, wobei man Grundmauern und einen rund ausgemauerten Brunnen auffand; auch hier konnte der Burggraben von dem Weiher aus mit Wasser angefüllt werden. Endlich stand eine dritte Burg, ebenfalls 150 Schritte von der letzteren entfernt, in dem Garten des Schloßbauers Dauser, die einen im Viereck aufgeworfenen, jetzt noch mit 10′ tiefem Graben umgebenen Hügel zeigt, von dem jede Seite 40 Schritte lang ist; auf dem Hügel steht das auf alten Grundmauern des ehemaligen Schlosses erbaute Schloßbaurenhaus. Der Burggraben konnte ebenfalls unter Wasser gesetzt werden. Im Jahr 1854 fand man im Hofraum alte Waffen, Sporen etc. Ohne Zweifel stammen diese Befestigungen ursprünglich aus der römischen Periode und wurden später im Mittelalter von adeligen Geschlechtern zu festen Wohnsitzen benützt. Auch wurde auf der Markung ein Reihengrab entdeckt, worin sich Reste eines Schwertes, eines Sachses und eine Speerspitze fanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0406.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)