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Südwesten aus gerechnet) stehen Veronika mit dem Schweißtuch und ein Engel mit dem Schenkenstein’schen Wappenschild, auf der des zweiten sieht man die Darstellung des Todes (Gerippe, Brustbild) und ein Frauenbrustbild, auf der Schräge des dritten Pfeilers liegen zwei Hunde, auf denen des vierten und fünften andere verstümmelte Gethiere. – In die Kirchenmauer sind auch sogenannte „wachsende Steine“ eingemauert. Der von einem Wendeltreppenthürmchen flankirte Thurm ist in den drei untern Geschossen viereckig und hat unter jeder Stockwerksgurte einen prachtvoll reichen gefüllten Bogenfries mit Lilienenden oder Wappenschildchen. Das dritte Geschoß trägt einen Umgang mit schönem steinernem Fischblasengeländer, an dem unten vier Dachspeier weit hinausragen, und von hier aus geht der 1499 vollendete Thurm durch vier strebenbogenartige Pfeiler auf den vier Ecken in das Achteck über, das leider nicht mehr den alten schlanken Helm, sondern eine Zwiebelkuppel trägt. Am Achtecksgeschoß ist das Schenkenstein’sche Wappen sehr schön ausgehauen.

Das Innere der Kirche wurde leider im Jahre 1769 verzopft, mit Stuckaturen und großen Fresken geschmückt, doch blicken im Chor noch Theile des alten Netzgewölbes aus der dicken Tünche hervor, sowie noch einige Träger der Wandsäulen (Dienste), darunter das schöne Brustbild eines Mannes mit einem Kranz von Rosen auf dem Kopfe, und ein Schild, worauf steht: Sancte gangolfe miserere nobis 1495, dabei das Zeichen des Baumeisters. An der Westwand des Schiffes führt eine Wendeltreppe auf eine schöne steinerne Empore, die von fünf auf achteckigen Pfeilern ruhenden Kreuzgewölben getragen wird, Das erste Geschoß des Thurmes ist netzgewölbt und daneben liegt ein kreuzgewölbtes Kapellchen mit dem Aufgang zur Kanzel. Außerdem enthält die Kirche noch ein sehr altes Krucifix, eine alte Pieta und einen spätgothischen achteckigen Taufstein; dann im Chor drei Todtenschilde, der eine mit der Umschrift: Anno 1504 den 10. Juni starb der Edelfest Kaspar Schenk zum Schenkenstein in Bissingen. der Seel Gott gnädig sein wolle. Auf dem zweiten steht: Anno 1517 den 24. April starb die Edelfest Fraw Schenk zum Schenkenstein. Gott sei ihr gnädig. Auf dem dritten steht: Anno 1543 den 28. Januar starb der Edelgestreng Herr Kaspar Schenk zum Schenkenstein, Ritter zu Hohenburg. Gott sei ihm gnädig. Auch liegen auf dem Chorboden zwei Erzplättchen mit dem Schenkenstein’schen Wappen und den Unterschriften: Cristof schenck. – Sixt Schenck.

Von den drei Glocken auf dem Thurm hat die größte die Inschrift:

Von hier in’s Vaterland
Haben uns 3 Schwestern mit ihrer Hand
Verfertigt nach Röttingen in Schwaben.
Zu Dinkelsbühl gegossen uns haben
Anno 1724.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0403.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)