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Herrschaft Wallerstein hier ein und die Krautgärten wurden im Jahr 1514 angelegt. Der schwerzische Pflug ist allgemein eingeführt, auch die eiserne Egge wird ziemlich häufig angewendet und eine Futterschneidmaschine ist vorhanden. Von den Getreidefrüchten können jährlich über den eigenen Bedarf etwa 3000 Scheffel nach außen abgesetzt werden. Der mäßig ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, das im Ort verbraucht, und zu dem noch zugekauft wird. Die Obstzucht ist nicht von Bedeutung und beschränkt sich hauptsächlich auf die um den Ort gelegenen Baumgärten; man pflanzt von Kernobst hauptsächlich Strömlingäpfel und von Steinobst Zwetschgen. Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide wird an einen fremden Schäfer, der im Vorsommer 150, im Nachsommer 250 Bastardschafe laufen läßt, verpachtet.

Die namhafte Rindviehzucht beschäftigt sich mit der Simmenthalerrace, von der auch zwei tüchtige Zuchtstiere aufgestellt sind; der Handel mit Vieh ist namentlich nach Bayern sehr bedeutend. Herbstaustrieb ist noch üblich. Pferde werden wenige gezüchtet, dagegen ziemlich viel gehalten.

Die Einnahmen der Gemeinde sind außer den gewöhnlichen folgende: Pachtsumme aus der Schafweide 400 fl., Pferchnutzung 300 fl., Pachtgeld aus einem Steinbruch 50 fl. und Pachtsumme aus Gemeindewiesen 80–100 fl.

Der Schulfonds der Katholiken beträgt 100 fl. und der der Evangelischen 150 fl.

Von Spuren aus der Vorzeit nennen wir eine römische Straße, die unter der Benennung „Heerstraße“ von Bopfingen über das Osterholz herkommend einige 100 Schritte nördlich vom Ort vorüber nach Nördlingen führte.

Noch sind einige Volkssagen anzuführen, wie z. B.: im Osterholz gehe ein Jäger ohne Kopf geistweise und führe die Leute irre. An der Sandgrube zwischen Pflaumloch und Utzmemmingen lasse sich zuweilen ein großer schwarzer Hund mit feurigem Rachen sehen. Früher hätten die Israeliten das Feuermännlein in einem Korb bis an die Lache bei Nördlingen tragen müssen.

In Pflaumloch saß ein öttingischer Ministeriale, c. 1230/40 mit einer ellwanger Ministerialin v. Altheim vermählt, weßwegen die Kinder getheilt wurden. Der letzte des Geschlechts mag Heinr. de Pflunloch sein c. 1290, weil die ehrbaren Nördlinger Bürger, wie 1339 Cunz Pflunlocher, 1367 Hans zu Pflunloch gesessen, keine ritterlichen Herrn gewesen sind. Diesen mögen im Besitz gefolgt sein die Gußregen (von Trochtelfingen), von welchen Hans Gußregen 1386 einen Hof in Pflaumloch ans Kl. Christgarten verkaufte; und da eines Gußregens Tochter des Waiblingers Weib war, so mögen auf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0399.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)