Seite:OberamtNeresheim0398.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

durch Brand zerstört und der Brandplatz nebst Garten einem Ortsbürger übergeben, der jährlich an Wallerstein 30 kr. Grundzins gab, bis am 13. December 1768 die fürstlich Wallerstein’sche Herrschaft neben dem früheren Pfarrhause einen Garten und ein Söldnerhaus zur Wohnung des Pfarrers ankaufte, damit derselbe nicht fernerhin in einer elenden Hausmiethe wohnen müsse. Später wurde es als Schulhaus benützt und im Jahr 1858 von dem Fürsten von Wallerstein der Gemeinde geschenkt; der Intercalarfonds ließ es alsdann wieder zur Wohnung des Pfarrers gut herstellen.

Es bestehen drei Schulhäuser, ein katholisches 1868, und ein evangelisches 1867 von der Gemeinde erkauft und je mit einem Lehrzimmer und der Wohnung des Schulmeisters eingerichtet; und ein israelitisches, 1832 erbaut. Für den Gemeinderath ist ein Lokal in einem Privathaus gemiethet.

Einige 100 Schritte südlich vom Ort steht das in einem ansprechenden Stil erbaute steinerne Bahnhofgebäude.

Gutes, jedoch etwas kalkhaltiges Trinkwasser liefern ein laufender Brunnen und eine Menge Pump- und Schöpfbrunnen, indem beinahe überall im ganzen Ort mit geringem Aufwand Brunnen gegraben werden können; überdieß entspringt im Ort ein kleiner Bach, der sich bei Nördlingen mit der Eger vereinigt. Über die Markung fließt der Goldbach.

Die Einwohner sind fleißig, geordnet und befinden sich im allgemeinen in guten Vermögensverhältnissen, namentlich besitzen viele der israelischen Einwohner ein ansehnliches Kapitalvermögen. Der größte Güterbesitz eines Bürgers beträgt 80 Morgen, der sogenannte Mittelmann hat etwa 30 Morgen, und die minder bemittelte Klasse 4–5 Morgen Grundeigenthum. Gegenwärtig bedarf nur eine Person der Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Die Hauptnahrungsquellen bestehen bei den christlichen Einwohnern in Feldbau und Viehzucht, bei den israelitischen in Handel mit Vieh, Pferden, Gütern etc. und in Geldgeschäften. Außer den gewöhnlichen, meist für das örtliche Bedürfniß arbeitenden Handwerkern sind noch vorhanden 3 Spezereihandlungen, ein Ellenwarengeschäft, viele Viktualien- und Kleinhändler, 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei und eine Branntweinbrennerei.

Die mittelgroße, mit Ausnahme eines kleinen Theils des Goldbergs ebene Markung hat einen fruchtbaren, mit Humus gemengten Lehmboden. Die klimatischen Verhältnisse gehören zu den mildesten im ganzen Oberamtsbezirk und Hagelschlag kommt selten vor.

Die fleißig betriebene Landwirthschaft beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel, Haber, Gerste und Roggen, in der Brache mit Kartoffeln, dreiblättrigem Klee, Luzerne, Wicken, Ackerbohnen, Flachs, Rüben, Kraut etc.; den Kleebau führte die

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)