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Sehr gutes Trinkwasser liefern reichlich 2 Schöpf-, 3 Zieh- und 9 Pumpbrunnen; das beste Wasser gibt der einige mineralische Bestandtheile führende Bohnenbrunnen, der schon öfters bei eintretendem Wassermangel den benachbarten Orten ausgeholfen hat. Eine Wasserleitung in hölzernen Deicheln geht von den Wiesen in den Ort. Drei kleine Wetten sind angelegt.

Auch die Markung ist sehr ergiebig an vortrefflichen Quellen, wovon wir als bedeutendste den Bohnenbrunnen und Gaisbrunnen und den Ulrichsbrunnen in Dehlingen nennen.

Staatsstraßen führen von hier nach Neresheim, Bopfingen und Nördlingen; Vicinalstraßen nach Kloster Neresheim, Dossingen, Weilermerkingen, Dehlingen und Kösingen.

Die Einwohner sind kräftige, fleißige Leute, von denen gegenwärtig zehn 80 Jahre und darüber alt sind; ihre Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben; Maurer und Steinhauer sind am stärksten vertreten und arbeiten auch nach außen. Eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, zwei Schildwirthschaften und zwei Kramläden bestehen. Getreide, Holz und Bausteine werden meist ins Ries abgesetzt; zwei Steinbrüche im Plattenjurakalk und einer im Dolomit sind angelegt; deßgleichen drei Kiesgruben. Besenbinderei besteht. Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend; man zählt einzelne reiche Bauern, der begütertste Bürger besitzt 100, der Mittelmann 15, die wenig bemittelte Klasse einen Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger 15 Morgen auf Neresheimer, und 20 Morgen (Wiesen) aus Riffinger und Flochberger Markung.

Die Gemeindemarkung (mit Einschluß von Dehlingen) ist sehr groß und im allgemeinen hügelig, theilweise flachwellig und hat einen mittelfruchtbaren, etwas hitzigen, zuweilen steinigen, düngerbedürftigen Boden, der theils aus Lehm (Lüxe), theils aus den Zersetzungen des weißen Jura besteht.

Das Klima ist mehr rauh als mild und feinere Gewächse wie z. B. Gurken gedeihen nur in ganz warmen Sommern; heftige Winde und Fröste sind häufig, dagegen kommt Hagelschlag nur selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Hohenheimerpflugs recht gut getrieben und der Boden mit natürlichem Stalldünger und der in gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelten Jauche, wie auch mit Gips und Asche zu verbessern gesucht. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten, von denen Dinkel und Gerste am besten gerathen; überdieß pflanzt man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Wicken, Erbsen, Flachs und Reps; letzterer kommt in geringer Ausdehnung zum Verkauf. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel, 300 Scheffel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0391.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)