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Der Altar enthielt ein Schnitzbild St. Georgs, das von keiner besondern Bedeutung war, von desto größerer aber waren die Gemälde in der Staffel, die Verkündigung außen, zwei Bischöfe innen. Auf den Flügeln waren innen schlechte Flachbilder, außen aber der h. Georg und drei Marterscenen, daneben links die h. Katharina, rechts die h. Barbara, herrlich gemalt. Hinten am Altar befand sich das Schweißtuch der h. Veronika, darüber das Weltgericht (s. Württemb. Jahrb. 1841. Heft 1.) Der nördlich am Choranfang stehende Thurm ist ganz schlicht, viereckig und mit vierseitigem Zeltdache bedeckt.

In seinem ersten Geschosse befindet sich jene Kapelle, in die einst das unweit entspringende Georgsbrünnlein geleitet wurde; seines heilsamen Wassers wegen wallfahrtete man früher hieher und noch herrscht in der ganzen Gegend der Glaube, daß dieses Wasser Heilkräfte besitze.

Von den drei Glocken auf dem Thurm hat die größte die Inschrift: A. 1715 goss mich Christian Ginther zu Königs Bronn; die zweite: Franciscus Kern hat mich gossen in Augspurg, 1722; die dritte: Gegossen von Joseph Probst in Nördlingen. 1831. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung zum h. Georg.

Das christliche Schulhaus wurde im Jahr 1833 mit einem Aufwand von 4089 fl. erbaut; es enthält außer den zwei Schulzimmern, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Das der israelitischen Gemeinde gehörige Schulhaus, vor etwa 60 Jahren erbaut, ist nicht hinreichend geräumig, es enthält außer dem Schullokale noch das Frauenbad und eine kleine Wohnung; überdieß besitzt die israelitische Gemeinde (seit 1711) eine Synagoge, ein Rabbinatsgebäude und ein kleines Haus innerhalb des israelitischen Begräbnißplatzes, das neben einem Betzimmer einen Raum enthält, in welchem die Verstorbenen vor dem Begräbniß gewaschen werden. Nahe dabei liegt ebenfalls außerhalb (westlich) vom Ort der christliche Friedhof, der erst 1849 errichtet wurde; vordem beerdigte man die Todten längere Zeit auf dem Gottesacker in Bopfingen.

Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende Brunnen, wovon einer der Gemeinde gehört, 12 Pump- und 12 Schöpfbrunnen; die laufenden Brunnen führen gutes, die übrigen nur mittelmäßiges Wasser; überdieß fließt die Eger durch den Ort und die Sechta an der Ostseite desselben vorüber; letztere tritt zuweilen sehr stark und gefahrdrohend aus ihrem Bett.

Die im allgemeinen sehr fleißigen Einwohner finden ihre Nahrungsquellen in Feldbau, Viehzucht, Gewerben und Taglohnarbeiten; während die betriebsamen Israeliten, mit Ausnahme eines größern Landwirths und einiger Gewerbetreibenden, sich hauptsächlich durch Handel mit Vieh, Metallen, Federn, Lumpen etc. ihr Auskommen sichern; der israelitische Handelsmann M. Marx treibt einen ziemlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)