Seite:OberamtNeresheim0379.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine Nachfolger beeiferten sich dem Einschleichen der Reformation entgegenzuwirken.

Matthias (Guttermann) – † 1545, förderte durch gute Ökonomie den Wohlstand des Klosters und erwarb das Recht eine Inful zu tragen etc. Johann III. (Schweikhofer) – res. 1566, hatte die Schrecken des schmalkaldischen Kriegs durchzumachen. Er wurde nach Wallerstein in’s Hessische Lager geführt, mußte 2000 Goldgulden zahlen und das Kloster wurde geplündert, 80 Wägen Getreide fortgeführt u. dgl. Graf Ludwig v. Oettingen besetzte das Kloster selbst mit 40 Reitern und 60 Schützen und forderte reformatorische Maßregeln, welche der Abt standhaft verweigerte. Die beständigen Requisitionen des schmalkaldischen Heers wurden auch noch beim Kaiser als freiwillige Unterstützung seiner Feinde verdächtigt und mit Strafe bedroht. Doch konnte der Abt bei dem den 25. Nov. im Kloster übernachtenden Kaiser (er schenkte eine mit Gold und Perlen geschmückte Inful) sich selbst rechtfertigen.

Im Kriege von 1552 setzten Graf Ludwig XV. und XVI. wiederholt den Abt und Prior in Wallerstein gefangen und erpreßten allmählig alles baare Geld, 6 Mark Gold und 200 Mark Silber an Geräthen, so wie Schuldverschreibungen im Betrag von mehr als 30.000 Goldgulden. Kaiser Karl freilich, auf Anrufen, befahl Restitution und erklärte alle diese erzwungenen Schuldbriefe für nichtig 1553, dt. Brüssel.

Georg II. (Gerstmaier) – res. 1584, stellte wieder eine gute Klosterdisciplin her und begann eine Restauration und Verschönerung des Klosters; auch eine ansehnliche Bibliothek brachte er zusammen. Mit den Grafen v. Oettingen kam er besonders darüber in Streit, daß sie das Kloster wie ein Jagdschloß benützen wollten; Graf Wilhelm besetzte es mit Soldaten und hielt den Abt gefangen, dessen Klagen bei Bischof und Papst jedoch nicht vergeblich waren.

Melchior (Hänlin) 1584 – † 1616; zu seiner Zeit entwarf der Bischof in Verbindung mit dem gräfl. Schirmvogt eine Ordnung für des Klosters Haushaltung; es scheint also Verwirrung eingerissen zu sein. Die württb. Häfner im Brenzthal bitten wiederholt um Erlaubniß Thon zu graben, wofür aber gesteigerte Taxen angesetzt wurden. – Benedict I. (Rohrer) – † 1647, ein gelehrter Mann, besonders Orientalist, welcher auch im Kloster gelehrte Bildung förderte, freilich aber in den Schrecken des 30jährigen Kriegs umsonst, während dessen 1633–34 der schwedische Generalmajor von Hofkirchen das Kloster besaß und alles reformirte. Die Nördlinger Schlacht führte den Abt zurück, aber in ein leeres Kloster, wo oft die äußerste Nothdurft fehlte; Mißwachs und Hungersnoth, Pest und anderes Elend wechselten und auch die meisten Mönche starben oder flohen, so daß 1647 blos 4 noch beisammen waren, welche, in Furcht

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)