Seite:OberamtNeresheim0367.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gewonnen. Auf dem Hauptaltare, auf dem das prächtige von Ant. Sedaler verfertigte Tabernakel steht, und auf denen des Querschiffes prangen hohe vergoldete Messingleuchter, wie auch kleinere auf den andern Altären, sehr tüchtige Arbeiten in antikisirendem Stil von Mathias Lang in Augsburg. – Und selbst auf den Boden der Kirche erstreckt sich die schöne und gediegene Ausstattung; derselbe wird durch Bänke nicht gestört (es sind deren nur wenige vorhanden) und besteht ganz aus den schönen Platten des Krebscheerenkalkes (Sohlenhofer), die mittleren unter der Hauptkuppel sind zum Theil von ausnehmender Größe, und alle wurden gebrochen aus dem 1775 entdeckten Steinbruch von Steinweiler. (s. auch S. 189.)

Ehe wir die großen Fresken näher betrachten, seien noch von Kunstwerken erwähnt: die im vorderen Arm des Langschiffes an der Wand sich erhebende große Kanzel, die von reichem Schalldeckel bekrönt wird und an ihrer Vorderseite ein hübsches vergoldetes Relief enthält, der predigende Paulus unter einer Menge von Zuhörern. Der Kanzel gerade gegenüber erhebt sich ein ähnlich geformtes Werk, auch von einem Schalldeckel bekrönt, und unter demselben steht groß und in Gipsmarmor ausgeführt Christus mit vier seiner Apostel, sie hinaussendend, das Evangelium zu predigen; oben erblickt man Gott den Vater und den heiligen Geist; unten ist der Taufbrunnen angebracht, ein schönes eirundes Marmorbecken mit vergoldetem Deckel.

Hinter der Hauptkuppel stehen sich gegenüber die in flacherhabener Arbeit auch in Gipsmarmor ausgeführten Standbilder der beiden Stifter des Klosters, des Thassilo, der den Grundriß der alten, und des Hartmann, der den Grundriß der neuen Kirche zeigt. Ferner stehen im Chor zwei hübschgefaßte kleinere Orgeln, 1781 und 82 verfertigt von Orgelbauer Joseph Heß von Ochsenhausen.

Hinter dem Hochaltar an der Ostwand der Chornische erhebt sich ein schönes großes Crucifix aus Gipsmarmor; früher stand in der Mitte des Chores der berühmte von Dannecker 1830 in kararischem Marmor ausgeführte Christus, der sich jetzt in Regensburg befindet.

Betrachten wir nun die Gemälde in den einzelnen Kuppeln. Die erste, von Westen her gerechnet, enthält die Austreibung der Käufer und Verkäufer aus dem Vorhofe des Tempels durch Christum.

Die zweite Kuppel: Christus als zwölfjähriger Knabe im Tempel zwischen den Lehrern sitzend; der Tempelraum erweitert sich zu einer großartigen kassettirten Kuppel.

Die Malerei in der Hauptkuppel der Kirche stellt das Himmelreich dar. Christus thront zur Rechten des Vaters, der heilige Geist schwebt über beiden. Zu ihrer Rechten zieht die Religion in weißem Gewande den Schleier von diesem Geheimnisse der Dreieinigkeit hinweg und der ganze Himmel, Engel und Heilige des alten und neuen Bundes beten an, ein gewaltiges heftig bewegtes, aber von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0367.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)