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noch 2000 fl. darauf schlug. 1764 wurde auch dieses Gut ganz an Oettingen überlassen und bildete seitdem eine wallersteinische Domäne, zuerst selbst bewirthschaftet, 1803 verpachtet.

c. Hohlenstein, ein freundlicher Weiler, liegt mit seinen einstockigen, langen, meist strohbedeckten Häusern, an welche die Scheuern angebaut sind, 1/2 Stunde nordwestlich von Kösingen, wohin der Ort pfarrt und schult. In der Mitte des Orts steht die erst seit 1838 von einem Privatmann, Joseph Diemer, erbaute Kapelle mit Thürmchen und Glocke; sie dient nur zur Privatandacht.

Mit gutem Quellwasser ist der Ort hinreichend versehen.

Die Einwohner sind geordnete, fleißige Leute, deren Nahrungsquellen beinahe ausschließlich in Feldbau und Viehzucht bestehen. Die landwirthschaftlichen und natürlichen Verhältnisse sind wie im Mutterort.

In der Nähe des Orts befindet sich ein hohler Felsen (Stein), von dem der Ort ohne Zweifel seinen Namen erhielt.

Unter den ältesten Schenkungen an das Kloster Neresheim heißt es, Wernherus de Holinstein gab Hubam in Holinstein. Da man nun in der Nähe von Hohlenstein Spuren einer Burg zu bemerken glaubt, so könnte da jener Werner v. H. gesessen sein. Zum Zehntbezirk von Ohmenheim gehörte 1140 auch Hollenstain. Um 1150 hatte Graf Ludwig v. Oettingen auch in villa Hollenstein Fuldaische Güter zu Lehen. Ein anderer Graf Ludwig schenkte dem Kl. Kaisersheim 1251 3 Güter zu Hohlenstein und Kösingen – wahrscheinlich später an’s Kl. Neresheim gekommen. Um 1378 hatte Hans v. Elchingen Güter u. a. zu Hohlenstein dem Weiler, vielleicht diejenigen, welche 1389 die Protzer zu Nördlingen an Oettingen verkauften. Dem Kl. Neresheim schenkte Werner von Hochstetten 1447 hobam in Holnstain. Von einem Bopfinger Bürger kaufte Oettingen 1403 ein Gut, von einem Nördlinger Bürger soll Kl. Neresheim seine (ansehnlichen) Güter um 1370 fl. gekauft haben und machte jedenfalls verschiedene kleinere Käufe, so daß Neresheim zuletzt 16 Unterthanen und den großen Zehnten besaß, was 1764 abgetreten wurde an Oettingen, das vorher schon die Dorfherrschaft und Jurisdiction geübt hatte.

Eine Pfarrei bestand zu Kösingen schon 1380; das Patronat gehörte von Alters her der Propstei Solenhofen, welcher der Pfarrer eine jährliche Recognition zahlen mußte. In Folge der Reformation fiel dieses Recht an die Markgrafen v. Brandenburg, welche es 1619 an’s Kl. Neresheim verkauften um 3000 fl.; Papst Paul V. incorporirte die Pfarrei. Ein Versuch, während des 30jährigen Kriegs die Reformation einzuführen, war vergeblich; 1764 kam auch das Patronat an Oettingen-Wallerstein. Die jetzigen Filialien Fl. und Hohlst. gehörten bis 1810 zur Pfarrei Ohmenheim.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)