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Durch den Ort fließt ein Bächlein, das oft ganz vertrocknet, aber auch wieder mächtig anschwillt und Schaden anrichtet; es verfällt, wie auch der über die Markung fließende Krumbach, bald wieder unter den Boden; im Ort führt eine steinerne Brücke über das Bächlein. Zwei Wetten sind angelegt. Früher bestand ein Bad im Ort.

Vicinalstraßen führen nach Neresheim, Dischingen, Nördlingen und Forchheim; auf der Markung besteht noch ein auch von der Gemeinde zu unterhaltendes Brückchen.

Die Haupterwerbsquellen der sehr geordneten und friedlichen Einwohner sind Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe werden häufig, doch meist nur zum Nebenverdienst getrieben; am meisten vertreten sind Schuster, Schmiede und Zimmerleute, erstgenannte arbeiten auch nach außen.

Frucht- und Viehhandel geht von hier besonders nach Nördlingen.

Dann bestehen eine Ziegelei, (seit 1766) zum Fluertshäuserhof gehörig, eine Bierbrauerei mit Wirthschaftsgerechtigkeit, eine Schildwirthschaft, zwei Kramläden. Auch der Fluertshäuserhof hat Wirthschaftsgerechtigkeit.

Jurakalkgestein, das zum Theil in schönen großartigen Gruppen ansteht, wird häufig gebrochen. Auch ein Dolomit- und Marmorbruch ist auf der Markung im Walde Dachshau. Der Marmor ist schön gelbschimmernd und bläulich geadert, aber sehr hart und wird wenig mehr benützt; früher wurden auf eigens dazu gebauten Wagen mächtige Blöcke davon nach Stuttgart geführt. – Lehm und Töpferthon gibt es in Menge, auch verschiedene Sand- und Kiesgruben.

Die Vermögensverhältnisse sind gut zu nennen; der Begütertste besitzt 100, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse 4–6 Morg. Feld.

Die mittelgroße, etwas hügelige Gemeindemarkung hat bei regelmäßiger Düngung einen fruchtbaren, etwas schweren kalkhaltigen Lehmboden, der zuweilen auch mit miocenem Juraschutt gemengt ist und in trockenen Jahrgängen mehr Ertrag liefert als in nassen.

Das Klima ist zwar wegen der hohen Lage etwas rauh aber sehr gesund; indessen gedeihen in guten Jahrgängen noch feinere Gewächse wie Bohnen, Gurken etc. Hagelschlag ist seit dem Jahr 1832 kein erheblicher mehr vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben und hebt sich in neuerer Zeit sichtlich; der eiserne Wendepflug ist durchgängig eingeführt und auf der fürstl. Wallerstein’schen Domäne Fluertshof trlfft man eiserne Eggen, Walzen, Dresch- und Futterschneidmaschinen. Auch die Drainage findet allmälig Eingang. Von den Cerealien kommen zum Anbau Dinkel, Haber, Gerste und Roggen, auch etwas Einkorn, ferner Kartoffeln, Rüben, dreiblättriger Klee, Wicken, Erbsen, Flachs und Reps; letzterer kommt auch zum Verkauf nach außen. Von den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)