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gothischen Stil erbaut und hat einen mit Streben versehenen, vielseitig geschlossenen Chor; der Thurm ist in neuester Zeit eingefallen und bis jetzt nicht wieder aufgebaut. Das freundliche, helle Innere der Kirche enthält drei Altäre und den Grabstein eines hiesigen Kaplans Georg Althammer vom Jahr 1539. Auf dem Thurm waren drei Glocken, die von Franziskus Kern in Augsburg 1696 gegossen wurden. Die Baulast der Kirche hat der Fürst von Oettingen-Wallerstein. In der Nähe der Kirche steht das sog. Herrenhaus, jetzt ein Wirthshaus. Durch eine Vicinalstraße ist der Ort mit der nur 1/8 Stunde nördlich vorüber führenden Ellwangen-Nördlinger Landstraße in Verbindung gesetzt. Das nöthige Trinkwasser ist vorhanden, auch bestehen einige kleine Wetten.

Die Einwohner sind in günstigen Vermögensverhältnissen und nähren sich sämtlich von Feldbau und Viehzucht; sie gehören in die katholische Kirche und Schule zu Kirchheim.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse gleichen denen im Mutterort. Ganz nahe westlich vom Ort liegt im Wald eine viereckige Schanze von ansehnlichem Umfang. Auch fand man auf der Markung schon römische Münzen.

In Jagstheim (Jagesheim und Jagsheim) saß ein ritterliches Geschlecht, das häufig in den Urkunden der Umgegend vorkommt, Besitzungen in dieser Gegend hatte und in ötting’schen Diensten stand. Das Wappen zeigt drei rothe Messer übereinander im gelben Schilde. Der älteste bekannte Herr ist Heinrich v. J. 1233. 38, Kuno 1280, Heinrich II. und Ulrich 1281, Kunz II. 1336. 38, Friedrich der Jagsheimer zu Itzlingen 1374, 76. Seit dieser Zeit scheinen die Herren auswärts sich niedergelassen zu haben und zwar Wilhelm I. senior, 1418 zu Essingen, Wilhelm II. 1418 – c. 56, begütert zu Ederheim, Wilhelm III. 1451–75 zu Nördlingen und Sebastian 1456–1511 zu Oettingen, begütert in Utzmemmingen. Nikolaus I. 1503–1559, Pfleger auf Baldern, ges. in Edernheim und Utzmemmingen, Nikolaus II., † 1559, Obervogt zu Göppingen. Dessen Sohn David, ötting’scher Pfleger zu Hochhaus, hat seine Besitzungen zu Ederheim und Utzmemmingen weggegeben und sich zu Leutershausen angesiedelt, z. B. 1495. Sein Sohn Christof Sebastian von Jagstheim zu Erlabronn 1598– † 1633, Landrichter und Obervogt zu Ansbach, ist durch seine drei Söhne der Stammvater geworden dreier Linien zu Kaltenbrunn, Ober-Mögersheim und Erlabronn. Weil aber die Familie jetzt aus unsern Gegenden ganz weggekommen ist, so verfolgen wir sie nicht weiter, weisen aber hin auf Biedermanns Canton Steigerwald Tab. 81 ff.

Im Orte Jagstheim waren 1281 auch milites begütert, Conradus dictus Raten und Ulrich von Breitenloch, hürnheim’sche Afterlehensträger von Ellwangen’schen Lehen, welche vom Kl. Kirchheim

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0355.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)