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6 Schildwirthschaften, worunter 3 mit Bierbrauerei und 3 Krämer sind vorhanden. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen, indem der begütertste 120 Morgen, der sog. Mittelmann 25 Morgen und die minder bemittelte Klasse 3–6 Morgen Grundeigenthum hat. Dagegen besitzt der Fürst von Oettingen-Wallerstein auf der Markung 853 Morgen, worunter etwa 200 Morgen Waldungen; überdieß stehen in seinem Eigenthum noch Waldungen und Güter auf den Parzellen Heerhof, Jagstheim und Osterhof. Die fürstliche Domäne Kirchheim ist an den in Hohenheim gebildeten Ökonomen Carl Braun verpachtet, während die Waldungen in Selbstadministration des Fürsten stehen.

Die Markung mit Inbegriff der Parzellen ist sehr groß und hat im allgemeinen eine hügelige, theilweise bergige und nur gegen das Ries hin ebene Lage. Der größtentheils fruchtbare Boden besteht in dem Flachland aus Lehm, in den übrigen Theilen aus den Zersetzungen des weißen und braunen Jura, die häufig mit vielen Steinen gemengt und etwas schwer zu bebauen sind. Das Klima ist ziemlich mild und Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird eifrig betrieben und von verbesserten Ackergeräthen ist neben dem Brabanter auch der deutsche Pflug und die eiserne Egge im Gebrauch, während der Pächter der fürstlichen Domäne nebenbei die Dresch-, Repssäe- und Futterschneidmaschine in Anwendung bringt; auch die Heinzen sind zum Futtertrocknen eingeführt. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken, Erbsen, Bohnen, Rüben und Reps, letzterer nur von dem Domänenpächter. Die Dreifelderwirthschaft ist allgemein eingeführt, während die fürstliche Domäne theilweise auch in der Neunfelderwirthschaft von dem Pächter rationell gebaut wird. Von den Getreideerzeugnissen wird ein sehr bedeutender Theil, namentlich viel Gerste, auf den Schrannen in Bopfingen und Nördlingen abgesetzt.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert meist ein gutes Futter, das mit geringer Ausnahme im Ort verbraucht wird.

Die Obstzucht ist nicht von Bedeutung und beschränkt sich hauptsächlich auf die um den Ort gelegenen Gärten und namentlich auf den großen ehemaligen, jetzt fürstlichen Klostergarten, in welchem auch eine namhafte Baumschule angelegt ist. Die Gemeinde hat im Jahr 1868 aus dem Ertrag ihrer auf Allmanden und Straßen stehenden Obstbäumen 360 fl. erlöst. Man pflanzt neben einigem Tafelobst hauptsächlich die gewöhnlichen etwas späten Kernobstsorten und Zwetschgen.

Auf den vorhandenen eigentlichen Weiden und auf der Brach- und Stoppelweide der Gesamtmarkung läßt ein fremder Schäfer 1700 bis 1800 Bastard- und deutsche Schafe laufen, was der Gemeindekasse neben der Pferchnutzung mit 300 fl. eine jährliche Rente von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0345.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)