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Thälchen hinab. Von dieser breiten Hauptstraße, welche zugleich die Vicinalstraße von Bopfingen nach Goldburghausen bildet, lenkt eine weitere zu beiden Seiten mit Häusern besetzte Straße ab und führt hinauf bis zu dem am nordöstlichen Ende des Dorfs gelegenen evangelischen Begräbnißplatz, in dessen Mitte die alte Gottesackerkirche zum hl. Martin steht. Hier zieht nun auch die in der Mitte des Dorfs von der Hauptortsstraße abgehende Vicinalstraße vorüber und führt weiter auf die Ellwangen-Nördlinger Landstraße, Die nicht unfreundlichen Wohnungen sind vorherrschend einstockig mit Scheunen und Stallungen unter einem Dache und theilweise (43 Häuser) noch mit Stroh gedeckt; ein namhafter Theil des Orts ist nach dem Brande im Jahre 1855 wieder neu aufgebaut worden. Es brannten 56 Gebäude ab, darunter das große Ökonomiegebäude im fürstlichen Bauhof, das Viehhaus und die frühere Zehentscheuer.

Beinahe jedes Haus hat ein kleines Gemüsegärtchen oder doch gewiß einen Baumgarten neben oder hinter sich, was zur Freundlichkeit des Orts wesentlich beiträgt.

Das ansehnliche, zweistockige katholische Pfarrhaus mit schönem Garten daran, liegt innerhalb der Klostermauer zunächst (nördlich) der Kirche; es ist im einfachen Rococostil massiv erbaut und hat an dem Dache zwei sehr schön gearbeitete metallene Wasserspeier. Eigenthum des Fürsten von Oettingen-Wallerstein.

Auch das neue katholische Schulhaus, welches ebenfalls im Klosterhof liegt, gehört dem Fürsten und enthält die Lehrlokale; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich ganz in der Nähe desselben.

Das gut erhaltene rebenumrankte evangelische Pfarrhaus steht an der Hauptstraße gegenüber dem Klosterhof; es hat einen spitzbogigen Eingang und an der Nordseite eine Steintafel mit dem Oettingen’schen Wappen und der Jahreszahl 1458. Das Wohnhaus nebst Ökonomiegebäude, Hofraum und Garten ist mit einer Mauer umfriedigt und liefert ein freundliches Bild eines wohlgeschlossenen Pfarrhofes. Die Unterhaltung kam bei der Ablösung von dem Fürsten an die Gemeinde.

In der Nähe des katholischen Begräbnißplatzes steht das evangelische Schulhaus, das die Lehrlokale und die Wohnung des Schulmeisters enthält und Eigenthum der Gemeinde ist. Das einstockige, gut erhaltene Rathhaus steht in der Mitte des Orts. In einem Klosternebengebäude wohnt der fürstl. Oberjäger.

Gutes frisches Trinkwasser liefern hinreichend drei laufende, drei Pump- und ein Ziehbrunnen, überdieß sind noch 15 Privatpump- und Ziehbrunnen vorhanden. Ein kleiner Bach, der hinter dem Kloster entspringt, fließt durch den unteren Theil des Dorfs, in denselben mündet im Ort ein unbedeutender, im Klosterhof entspringender Bach, der während seines Laufs durch den Ort einige Wetten speist. Überdieß

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)