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1374 von Ulrich von Pflugsdorf, zu Kerkingen gesessen, gekauft hatten. Das Kloster Kirchheim hat 1312 die Kl. Zimmerner Wiese um 42 Pfd. gekauft und weitere Wiesen 1367 und 1405 um 140 Pfd. Heller und 86 fl.; von Unterthanen aber hatte das Kloster später blos einen Seldner.

Die hohe Obrigkeit gehörte Oettingen zu, wie denn schon 1262 Graf Ludwig von Oettingen einen Gerichtstag in campis apud Uzlingen gehalten hat. Die Stadt Nördlingen, als Inhaberin der meisten Güter, beanspruchte aber auch alle Obrigkeit und so gab es viele Streitigkeiten, auch mit dem Deutschorden, der auf seinen Gütern die niedere Gerichtsbarkeit ansprach. Die Dorfsherrschaft übte Nördlingen unbestritten; die Untergänger wurden aus den Leuten aller Grundherrschaften genommen.

Itzlingen gehörte früher kirchlich zu Zipplingen, weil aber schon 1326 von einem Kirchsatz von Itzlingen die Rede ist, so bestand mindestens eine eigene Meßpfründe hier mit eigenem Heiligen. Nach der Reformation wollte Nördlingen als Hauptgrundherr auch hier reformiren und setzte eine Zeit lang einen eigenen evangel. Pfarrer daher, was aber der Deutschorden als Patron von Zipplingen und Oettingen niederlegten. Doch waren noch 1650 Protestanten im Ort. Die Kirche zu St. Gallus wurde 1822 neu erbaut; 1812 war Itzlingen mit Kerkingen als Filial verbunden worden und es versieht nun von da aus ein Hilfspriester den Gottesdienst.

d. Meisterstall, ein sehr schöner, aus drei stattlichen Höfen bestehender, von wohlhabenden Bauern bewohnter Weiler, der 1/4 Stunde südlich von Kerkingen an der Vicinalstraße von Kerkingen nach Bopfingen sehr freundlich gelegen ist und von dem man eine wirklich reizende Aussicht genießt. An der Ostseite des Orts steht eine recht hübsche Kapelle, die der Bauer Alois Wolfram von M. im Jahr 1856 mit einem Aufwand von 1100 fl. erbauen ließ. Trinkwasser ist hinreichend vorhanden.

Zu dem Weiler gehören 4284/8 Morgen 26,1 Ruthen ergiebige Felder, welche sehr gut bewirthschaftet werden und die gleichen natürlichen Verhältnisse haben, wie die Markung Kerkingen.

Nur etwa 500 Schritte westlich von Meisterstall befinden sich auf der sog. Heide und in dem zur Gemeinde Oberdorf gehörigen, in neuester Zeit ausgestockten „Bückeleshau“ sehr viele altgermanische Grabhügel, von denen schon mehrere geöffnet wurden; man fand in denselben auffallend viele, leider größtentheils zerdrückte Gefässe.

Schon der verstorbene Sekretär Buzorini in Ellwangen, dann der Verfasser anfangs der dreißiger Jahre und 1869, ließen von den Hügeln mehrere öffnen und fanden so ziemlich dieselben Inlagen: die Hügel bestanden aus einer steinfreien Erde und enthielten in der Mitte auf den gewachsenen Boden gestellt eine sehr große, 2′ im Durchmesser

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)