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Hülen,
Gemeinde III. Kl. mit 403 Einw., wor. 28 Evangel. a. Hülen, Dorf, 354 Einw., b. Kapfenburg, Pfarrw., 49 Einw. – die Kath. sind nach Lauchheim eingepfarrt, die Evangel. nach Kapfenburg. 33/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der nicht unfreundliche Ort liegt schon auf der Höhe des Herdtfeldes und bildet eigentlich nur zwei lange Reihen von Häusern, die wenig zusammenhängend, auch von Hülen und Baumgärten unterbrochen, an der von Norden nach Süden ziehenden Lauchheim-Neresheimer-Straße stehen; und zwar überschreitet hier die Straße ein nicht schroff aber ziemlich tief eingefurchtes Trockenthälchen. Die weißgetünchten Häuser sind meist klein und häufig noch mit Stroh bedacht; die unansehnlichsten stehen im südlichen Theil an der sogenannten Klepperhalde hinauf. Aussichten bieten sich sehr schöne und weitverbreitete, besonders bei der Kapelle zu den 14 Nothhelfern auf der sogen. Roßweide und bei der Kapelle an der Straße nach Schloß Kapfenburg, über der eine ehrwürdige Linde sich erhebt: man erblickt hier den Welzheimer Wald, die Gegend von Hohenstadt und Abtsgmünd, Ellwangen und seine Berge, einen Theil des Rieses und die scharfen Stirnen des fernblauen Hesselberges.

Die Kapelle zu den 14 Nothhelfern wurde 1658 von dem deutschherrischen Holzwart in Hülen Adam Ruf auf eigene Kosten erbaut; sie ist nebst einer Jahresstiftung dem Heiligen in Waldhausen einverleibt.

Die Verstorbenen werden nach Lauchheim beerdigt.

Das freundliche, 1847 von der Gemeinde erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; der Kostenaufwand betrug 3300 fl.

Im Jahre 1868 wurde ein Rathhaus von der Gemeinde angekauft.

Der Ort hat oft Wassermangel und das Wasser mußte in neun Jahren fünfmal im Jagstthal geholt werden; es bestehen mehrere Schöpf- und Pumpbrunnen, denen das Wasser von den Dächern zugeleitet wird; vier Hülen sind angelegt. Auch die Markung ist ganz quellenleer.

Die Haupterwerbsmittel der kräftigen, ausdauernden Einwohner sind Feldbau und Taglohnarbeiten, namentlich in den Staatswaldungen. Dann lieferten während des Eisenbahnbaues die hiesigen Steinbrüche (Juradolomit) einen schönen Ertrag; es wird jetzt noch einer ausgebeutet; auch eine Lehmgrube ist vorhanden. Vor etwa 40 Jahren wurde erfolglos nach Bohnerz gebohrt, das Bohrloch dient jetzt als Cisterne.

Eine Schildwirthschaft, eine Speisewirthschaft und ein Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht unbefriedigend; der begütertste

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0322.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)