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die berechtigten Bürger die Pachtsumme und die Pferchnutzung mit 200–300 fl.; in Kleinkuchen fließt der Weidepacht in die Gemeindekasse und nur die Pferchnutzung mit jährlich 300 fl. gehört den Pferchberechtigten.

Die Pferdezucht, welche sich nur mit gewöhnlichen Racen beschäftigt, ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande; man züchtet vorherrschend die Limpurgerrace und theilweise Simmenthalerrace, auch eine Kreuzung von Limpurger- und Alpenschlag. In Großkuchen sind zwei Farren und in Kleinkuchen ein Farre aufgestellt. Der Handel mit Vieh beschränkt sich nur auf den Verkauf des entbehrlich gewordenen. Viehmastung und Viehaustrieb findet nicht statt. Einer ausgedehnteren Viehzucht steht, wie allenthalben auf dem Herdtfeld, der Mangel an Futter entgegen.

Fremde Schäfer lassen auf den Markungen Großkuchen 900, Kleinkuchen 600, Hagenbucherhof und Hubertsweiler 300 Stück Bastardschafe laufen.

Von Überresten aus grauer Vorzeit nennen wir die von Heidenheim nach Bopfingen führende, noch ziemlich gut erhaltene römische Heerstraße, welche den östlichen Theil der Markung berührt und durch die östlichste Spitze des Waldes „Badhäule“ in der Richtung von Süden nach Norden hinzieht. In diesem Walde liegen zu beiden Seiten der Römerstraße 10 altgermanische Grabhügel, von denen einer geöffnet wurde; man fand Gefässefragmente, Kohlen und Asche in demselben. Auch in dem 1/4 Stunde westlich von Kleinkuchen gelegenen Wald „Gschellteich“ befinden sich mehrere Grabhügel, ferner zwei zwischen Groß- und Kleinkuchen auf dem sog. Zigeunerbuck, einer auf der sog. Heide bei Nietheim und mehrere im Wald „Buchen“ südlich von Kleinkuchen. Nördlich von Großkuchen kommt die Benennung „Kapellenberg“ vor; hier stand ohne Zweifel eine Kapelle.

In den ältesten Nachrichten werden nicht zwei Kuchen unterschieden; so schenkte ein Fricho de Alemania dem Kloster Fulda bona sua im Brenzgau in Chuocheim. 1299 genehmigte der Abt von Ellwangen einen Tausch von Gütern in villa Cuchen, welchen Hermann von Haheltingen mit Kloster Neresheim getroffen hatte; auch Gülten in Kuchen schlechtweg hat die Kommende Kapfenburg vom Kloster Lorch 1471 erworben.

Ausdrücklich in Großkuchen, oder Mehrkuchen, erwarb Neresheim 1303 von Conradus dictus Scheureller und 1299 ein paar Ellwanger Güter, welche zum Theil der Pfarrei Unterkochen zugehört hatten. – Von hier stammen Jakob, Johann Michael und Johann Evangelist Mettenleiter, Maler oder Kupferstecher, auch um die Lithographie verdient; s. Nagler’s Künstlerlexikon. Brände waren z. B. 1811, 26, 44.

Ausdrücklich in minori Cuochen (Minder- oder Kleinkuchen)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)