Seite:OberamtNeresheim0304.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(Bopfingen, Nördlingen und von Schenkenstein), sowie der Gemeinde eine priesterliche Wohnung für sich und seine Nachfolger ein, „wie jeder Pfarrer die Wohnung bei dem Pfarrvolk seiner Kirche haben soll.“ Bopfingen verwilligte ihm zu einigem Ersatz 1539 – 60 fl., wogegen die Behausung ewig zu den Pfarrgütern gehören soll.

Später forderten die ötting. Dorfsherrschaften einen katholischen Priester, General Hoßkirch aber, welchem König Gustav Adolf die Grafschaft Oettingen-Wallerstein geschenkt hatte, reformirte. Nach der Nördlinger Schlacht blieb die Pfarrei unbesetzt, weil Kirche und Dorf ausgeraubt und fast verlassen war. Erst 1687 fiengen die Einwohner, welche bisher nach Riffingen sich gehalten hatten, wieder an, einen Pfarrer zu fordern und Oettingen arrestirte c. 1689 den Zehenten. 1704 wurde ein eigener Pfarrer aufgestellt, welcher lange Zeit auch die Flochberger Wallfahrtskirche besorgte. Bopfingen überließ ihm den Zehenten, dafür hatte er aber auch sein Haus selber zu bauen. Der Stadtrath nominirte aber nur einen Priester, welcher Oettingen anständig war; jetzt ist das Patronat königlich.

Von der auf dem Schloßberg gestandenen kaiserlichen Pfalz sind noch weitläufige Trümmer vorhanden. Die Anlage läßt sich im Einzelnen nicht mehr erkennen, man ahnt nur noch, daß es eine großartige Reichsburg mit vielen Gebäulichkeiten war; noch stehen hohe, lang hinziehende Mauern, aus starkem sehr unregelmäßigem und mörtelreichem Kalksteingemäuer, die aber längst aller behauenen Quader, aller Gesimse, Ecken, Fensterumfassungen u. s. w. beraubt sind. Diese Mauern haben oft eine Dicke von 8′; im Osten der Burg liegen noch große Gewölbe, an der Südecke Reste eines runden Thurmes und an der Südostseite führt ein weiter rundbogiger Eingang herein. Die ganze Burg zog sich, der Gestalt des Bergscheitels folgend, von Südwest gegen Nordosten in die Länge. Obst-, namentlich Nußbäume, wilde Sträucher und schöne Wald- und Felsenblumen durchwachsen jetzt die verworrenen kahlen, ein Bild gründlicher Zerstörung gebenden Ruinen, von denen aus man eine sehr liebliche Aussicht genießt, sowohl gegen Bopfingen hin mit den großen Albbergen im Hintergrund, als auch gegen das in der lachenden Riesebene mit seinem mächtigen Georgenthurm stolz gelagerte Nördlingen.


Frickingen.
Gemeinde III. Kl. mit 532 Einw., wor. 1 Ev. a. Frickingen, Dorf, Filial von Dunstelkingen, 254 Einw., b. Iggenhausen, Weiler, 96 Einw., c. Katzenstein, Weiler, 182 Einw., d. Weihnachtshof, Hof, 0 Einw. Parzelle b. ist nach Dischingen, Parz. c. nach Dunstelkingen und Parz. d. nach Kösingen eingepfarrt. Die Ev. sind der Pfarrei Kapfenburg zugewiesen. 11/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der hübsche gut gehaltene Ort liegt an der alten Nördlinger Straße und zwar hoch, unfern dem Rande des gegen Süden geneigten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)