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niedergebrannte Schul- und Rathhaus wurde seitdem wieder aufgebaut und enthält das Rathszimmer, zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außer diesem unterrichtet noch ein Lehrgehilfe.

Die am westlichen Ende des Dorfs gelegene Wohnung des fürstlich Thurn und Taxis’schen Revierförsters wurde 1841 erbaut.

An Trinkwasser ist kein Mangel, nur für die Thiere reicht es zuweilen nicht hin und muß dann aus dem drei Viertelstunden entfernten Hohenlohe geholt werden. Im Ganzen bestehen 100–110 Brunnen, meist Schöpfbrunnen und drei Pumpbrunnen. Das beste Wasser liefert der Brunnen außerhalb des Ortes, während viele der Ortsbrunnen mittelmäßiges Wasser haben, das hauptsächlich aus den Dachrinnen zugeleitet wird; auf der Markung sind keine Quellen. Fünf große Wetten liegen innerhalb und eine außerhalb des Ortes.

Die Staatsstraße von Neresheim nach Aalen geht hier durch, Vicinalstraßen führen nach Dorfmerkingen, Ebnat und Affalterwang, eine steinerne von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke befindet sich im Karrenhauthal an der Staatsstraße.

Haupterwerbsmittel der geordneten und körperlich kräftigen Einwohner, die häufig ein sehr hohes Alter erreichen, sind Feldbau und Viehzucht; die gewöhnlichen Handwerker, drei Schildwirthschaften mit Bierbrauereien und zwei Kramläden sind vorhanden.

Die hiesigen Steinbrüche liefern nur gewöhnliche Bausteine.

Die Vermögensverhältnisse sind befriedigend; den begütertsten Bürgern gehören 70–90, dem sog. Mittelmann 20–30 Morgen Feld.

Die große, wohl arrondirte Markung bildet ein flachwelliges Terrain, das von unbedeutenden Thälchen und Mulden durchzogen wird. Der mittelfruchtbare Boden besteht größtentheils aus den Zersetzungen des weißen Jura, die theils mit Thon, theils mit Lehm gemengt sind. Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Herdtfeld, ziemlich rauh und feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. wollen wegen der starken Frühlingsfröste und der kalten Nebel nicht mehr gedeihen, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten, es kam 1831 und 1849 vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des verbesserten Wendepflugs und der eisernen Egge sehr fleißig und umsichtig betrieben; auch die Dreschmaschine hat Eingang gefunden. Zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel und Gerste, welche sehr gut gedeihen, ferner Haber und Roggen; von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Esparsette, weiße Rüben und Flachs; letzterer nur für den eigenen Bedarf. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 4000 Scheffel Dinkel, 5000 Scheffel Gerste und 2000 Scheffel Haber nach außen abgesetzt werden.

Der nicht sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert ein sehr gutes

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0294.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)