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über das Herdtfeld, auch die Westseite des Dorfes gewährt eine umfassende Aussicht an die vielen benachbarten Dörfer, Höfe und Weiler. – Erdfälle kommen mehrere auf der Markung vor.

Die am östlichen Eingang des Dorfes etwas erhöht stehende Kirche zu Mariä unbefleckter Empfängniß ist im Zopfstil erbaut; im Jahre 1480 war hieher schon eine berühmte Wallfahrt. Das sehr freundliche Innere hat weißgetünchte Stuckdecken, eine hübsche schwere Rococokanzel und zwei gutgeschnitzte Thüren. Der schon alte Thurm trägt eine Zwiebelkuppel, seine Wände sind hübsch belebt durch Lisenen und Backsteinzahnschnitte, die oberen achteckigen Geschosse haben rundbogige Doppelfenster. Von den drei Glocken zeigt die größte in schönen Buchstaben folgende Umschriften:

Hartman grave zu dillingen und kyburg stüfter des gottshaus nörsheim. Valentin allgeier in Ulm goss mich anno 1603.

melchior ein abbt zwar
in dem gottshaus für war
zu nörsheim that sein
hat die drei Glocken fein
der gemein ebnet hie her
laßn giessen gott zur ehr. 1603.

Die zweite Glocke wiederholt die obere Umschrift, sodann enthält sie das Wappen von Dillingen-Kyburg und das des Abtes Hänlin (zwei Hähne). Auf der dritten Glocke steht: Conventus Udalrici Neresheimensis. 1760. Die Unterhaltung der Kirche ruht jetzt auf der Gemeinde.

Der Friedhof liegt seit 1770 außerhalb des Ortes.

Das freundliche zweistockige, mit einem französischen Dach bedeckte Pfarrhaus wurde 1770 erbaut und ist vom Staat zu unterhalten; neben liegt der hübsche Pfarrgarten. Das sehr stattliche, 1846 mit einem Aufwand von 7000 fl. ganz in Stein erbaute Schulhaus enthält drei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das kleine, zweistockige Rathhaus ward 1837 mitten im Ort errichtet. Armenhäuser bestehen in Affalterwang und Niesitz.

Trinkwasser liefern gegen 100 Schöpfbrunnen, das Wasser ist gut, außer da, wo die Dachtraufen in die Brunnen geleitet sind. Wassermangel tritt nur in ganz seltenen Fällen ein, der Bedarf muß dann von Unterkochen oder von der Glashütte bezogen werden. Es bestehen 11 künstlich angelegte Weiher (Hülen), die jedoch nicht abgelassen werden können. Bei schnellem Schneeabgang oder bei Wolkenbrüchen sammelt sich in den tiefer gelegenen Theilen des Orts viel Wasser an, so daß dasselbe zuweilen 2–3′ hoch in den Straßen steht; glücklicher Weise befindet sich im Ort ein namhafter Erdfall, in den sich das Wasser verlaufen kann.

Die Vicinalstraßen von Elchingen nach Unterkochen und von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)