Seite:OberamtNeresheim0269.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weiteren Gegenden umher. Die beiden Beerhalter wurden hier geboren, von denen der Hauptvirtuose auf der Clarinette, Aloysius, den 8. Juli 1798 geboren wurde und 1858 in Stuttgart starb; der andere, Johann Moriz, wurde den 23. Dezember 1804 geboren und starb zu Ludwigsburg. Dann sind als besondere Erwerbsquellen zu nennen: bedeutende Steinbrüche im Plattenkalk, aus denen Werksteine, Platten zur Belegung von Böden, Fenstergesimse, Krippen u. s. w. gewonnen und nach außen abgesetzt werden; auch liegen zwischen hier und Dossingen auf der Hochebene große Sand- und Kiesgruben; der Sand wird unterirdisch gewonnen; ferner kommt nördlich vom Dorf in Privat- wie in Staatswaldungen Bohnerz in beträchtlicher Menge vor, wovon gegenwärtig zwei Gruben ausgebeutet werden.

Die sehr ausgedehnte Gemeindemarkung hat eine unebene, hügelige, von einigen scharf aber nicht tief eingeschnittenen Trockenthälchen durchzogene Lage und einen z. Th. fruchtbaren, mitunter auch unergiebigen Boden, der theils aus Lehm und schwarzem Humus, theils aus den Zersetzungen des weißen Jura besteht und daher oft sehr steinig ist. Der Boden verlangt eine kräftige Düngung und mehr feuchte als trockene Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse sind im allgemeinen milder als in den benachbarten Orten; indessen schaden Frühlingsfröste häufig, namentlich den feineren Gewächsen. Hagelschlag kommt nicht oft vor.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse gestatten, getrieben, indessen erlaubt der Mangel an ausgedehntem Wiesengrund einen beträchtlichen Viehstand nicht, dah[er] dem düngerbedürftigen Boden eine reichlichere Düngung abgeht, die man jedoch durch künstliche Düngungsmittel (Gips, Asche, Kompost) zu ersetzen sucht. Von verbesserten landwirthschaftlichen Geräthen ist der Brabanterpflug allgemein eingeführt, auch haben größere Güterbesitzer eiserne Eggen angeschafft und die Futterschneidmaschine findet immer mehr Anklang. Zum Anbau kommen von den Getreidearten vorherrschend Dinkel und Gerste, weniger Roggen, Haber und Einkorn; ferner baut man Kartoffeln, viel dreiblättrigen Klee und nur wenig Flachs. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 200 Scheffel Dinkel und 1000 Scheffel Gerste nach außen abgesetzt werden. Die Wiesen liefern ein gutes Futter, das jedoch für das Bedürfniß nicht zureicht, daher noch Futter von außen bezogen werden muß.

Die Obstzucht, welche sich nur mit rauhen Kernobstsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist ganz unbedeutend und eher im Ab- als im Zunehmen, weil das Obst nicht gerathen will und öfters, wegen zu rauher Herbstwitterung, nicht vollständig reif wird.

Waldungen hat die Gemeinde keine mehr, seit das sog. Hochholz ausgestockt und zu Feld umgewandelt wurde. Dagegen besitzt die Gemeinde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)