Seite:OberamtNeresheim0253.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Umgegend, die bei dem Bauhofmeister gute Erfrischung finden. Das zu dem Bauhof gehörige Gut ist in Selbstadministration des Fürsten und wird von einem angestellten Bauhofmeister in 7 Rotationen rationell bewirthschaftet; der aufgestellte Viehstand beträgt gegenwärtig 4 Pferde und 40 Stück Rindvieh (Montafoner Race). Die hier eingerichtete Käserei liefert gute Käse für die Umgegend.

Auf einem südöstlich vom Schloß gelegenen Hügel stand ehemals ein Waldbruderhaus, dessen letzter hochbetagter Bewohner im 17. Jahrhundert von Raubmördern erschlagen wurde. Im Jahr 1815 wurde die Klause abgebrochen und an dessen Stelle ein Tempelchen erbaut. Nahe dabei stand ein Denkmal auf dem Platze, wo einst ein Graf v. Falkenstein von einem wilden Eber getödtet wurde.

c. Wagenhofen, der kleine, meist aus strohbedachten Häusern bestehende Ort liegt anmuthig hinter Obstgärten versteckt nur etwa 10 Minuten nordöstlich von Demmingen.

Die am Südende des Orts in dem noch ummauerten Kirchhof gelegene kleine friedliche Kirche zur Mutter Gottes stammt aus gothischer Zeit und hat gegen Osten einen starken zweistockigen massiven Thurm, dessen unteres Geschoß von einem Rippenkreuzgewölbe überspannt wird und die Stelle des Chors vertritt. Von den auf dem Thurme hängenden zwei Glocken ist 1823 eine umgegossen worden. Im Jahr 1869 wurde die Kirche gründlich erneuert und ihr Chor auf Kosten des früheren Pfarrers von Demmingen F. X. Steck mit Fresken im gothischen Stil sehr schön und ansprechend ausgeschmückt; man liest hier die Inschrift: Anno domini 1869 Parochus F. X. Steck. Pictor A. Fraidel. Die drei Altäre wurden theils durch eine von Pfarrer Steck veranstaltete Sammlung, theils von der hiesigen Stiftungspflege bestritten. Hinter dem hübschen von Maintel in Horb auch im gothischen Stil gefertigten Hochaltar sieht man an der Ostwand des Thurms einen Stein eingemauert, worauf ein Engel den Wappenschild der Herren v. Hürnheim hält und die noch leserliche Jahreszahl 1513 angebracht ist. Ferner liegt auf dem Boden des Schiffes eine stark abgetretene Grabplatte mit dem Oettingen’schen Wappen und der Jahrszahl 1363. Das flachgedeckte, einfache Schiff der Kirche hat gegen Westen einen spitzbogigen Eingang und die nördlich an den Thurm stoßende Sakristei ein altes Tonnengewölbe. Im Jahr 1657 brannte die Kirche theilweise ab, 1823 wurde sie samt dem Thurm ausgebessert. Ihre Unterhaltung ruht auf der hiesigen Stiftungspflege.

Gutes Trinkwasser ist hinreichend vorhanden.

Die Einwohner, welche in die Schule und Kirche nach Demmingen gehören, nähren sich von Feldbau, Viehzucht und Taglohnarbeiten; ihre Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)