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an fremde Schäfer, welche den Sommer über 5–600, im Winter 2–300 Stück Schafe laufen lassen, verpachtet, was der Gemeindekasse durchschnittlich 600 fl., während die Pferchnutzung 200 fl. jährlich einträgt.

Die Pferdezucht und Pferdehaltung, die sich mit einem gewöhnlichen Landschlag beschäftigt, ist von Belang, auch die Rindviehzucht befindet sich in gutem Zustande; früher wurde nur Landrace gezüchtet, in neuerer Zeit aber wird diese mit der Simmenthaler- und Landrace gekreuzt. Zwei Zuchtstiere (Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace) sind aufgestellt. Ein ziemlich ausgedehnter Handel mit Vieh wird, namentlich nach Bayern (Dillingen und Lauingen) getrieben.

Die Zucht der Schweine ist sehr beträchtlich und erlaubt einen namhaften Verkauf an Ferkeln und aufgemästeten Schweinen; man züchtet theils die englische, theils die bayerische Race. Man züchtet auch viel Geflügel, namentlich Gänse, die meist in das Oberland abgesetzt werden.

An Stiftungen sind vorhanden: eine Schulfondsstiftung mit 1700 fl., eine Armenstiftung mit 3400 fl. und eine Kirchenstiftung mit 36.000 fl., letztere zur Bestreitung der Kultbedürfnisse und der Bauverbindlichkeit an der Kirche und dem Pfarrhaus.

Etwa 1/2 Stunde südwestlich von Demmingen unfern der Straße von Demmingen nach Dattenhausen stand auf einem frei aus der Ebene sich erhebenden runden Hügel eine Burg, die „alte Bürg“ genannt, von der noch der rings um die Hügelkuppe gehende Burggraben und wenig Mauerreste sichtbar sind. Ursprünglich sollen die Herren von Dillingen, später die Herren von Ziertheim hier gewohnt haben. Wann die Burg abgegangen, ist nicht bekannt, dagegen sicher, daß sie im Jahr 1570/72 schon Ruine war. Im Jahr 1577 hatten 4 Bauern von Demmingen das Gut gepachtet, nachdem der Bauhof am Fuß des Hügels abgetragen war. Die letzten Trümmer der Burg wurden gegen Ende des 17. Jahrhunderts zum Aufbau der Ökono[mie]gebäude in Duttenstein verwendet.

Die Volkssage erzählt, daß in dem zwischen Demmingen und Ziertheim gelegenen Walde „Vogte“ der sog. Vogtenmann umgehe; er sei ein schwarzer Mann ohne Kopf, der plötzlich aus einer Waldklinge gegen Ziertheim hervorkomme und auf dem Richtwege bis zu des Zimmermanns Holz (eine Waldparzelle) zurenne, und so die ganze Nacht hin und hergehe, wobei er fortwährend wehklage; er soll in neuerer Zeit nicht mehr so oft wie früher gesehen werden.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Duttenstein, ein fürstlich Thurn und Taxissches Jagdschloß, 1/2 Stunde nordöstlich vom Mutterort innerhalb des Wildparks gelegen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)