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Vom Ipfberge (vergl. S. VII., die Antiquitäten) ist geschichtlich zu erwähnen, daß – vielleicht als Nachklang uralter heidnischer Feier am Frühlings-Sonnenwendtage – am Ostermontag ein festlicher Zug der Bürgerschaft auf die Kuppe des Bergs gieng, wo ein Tanz gehalten wurde. Der Stadtpfarrer hatte dabei die Obliegenheit, Osterfladen auszutheilen und der Hospital lieferte einen Trunk Weins. – Manchmal hatten die Grafen von Oettingen freundnachbarlich Theil genommen, als aber die Streitigkeiten anfiengen über die angesprochene gräfliche Jurisdiction, erzwangen sie auch auf dem Ipf die Handhabung des Friedensgebots und die Aufführung des Tanzes durch einen der Herrn Grafen oder den Vogt von Flochberg.

Die religiöse Feier gieng mit der Reformirung Bopfingens ab, eine Volkslustbarkeit aber und ein Markttreiben erhielt sich noch länger. In Kriegszeiten pflegte Bopfingen auf dem Ipf eine Spähwacht aufzustellen, was die öttingen’schen Landesoberherrn später nicht mehr dulden wollten.

Bei seinem Besuch der neugewonnenen Lande bestieg König Friedrich von Württemberg am 9. Juli 1811 auch den Ipf. Große Verehrung genießt der Berg als Wetterscheide; für Bopfingen leitet er die Gewitter meistens ab.

Zunächst bei der Stadtmauer, vor dem Schulthor, lag einst die 1377 zerstörte Burg der Herrn von Bopfingen, jetzt Burgstall genannt.

Bei der Siechenkapelle stand der Galgen und das Hochgericht. 1811 wurde die 1615 erbaute „Köpfstatt“ abgerissen und zum Wegbau verbraucht.


Demmingen,
Gemeinde III. Kl. mit 443 Einw., wor. 1 Isr. a. Demmingen, Pfarrdorf, 372 Einw., b. Duttenstein, Schloß. 12 Einw., c. Wagenhofen, Weiler, 59 Einw. – Kath. Pfarrei. 31/8 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der freundliche und reinliche Ort liegt am südöstlichen Abhang der jungen Pfalz, dem Donauthale zu, gegen Süden frei und offen und mit herrlicher Fernsicht; auf den andern Seiten erheben sich schützend malerische mit frischen Laubwaldungen bedeckte Hügel; auch die weitere Umgebung ist fruchtbar und lieblich und hat schon die Milde des Donauklimas. Schöne Aussichten gewähren der Lindenrain, der kleine und große Buchberg und besonders der nördlich vom Ort gelegene Sandberg: man blickt über das frisch grünende weite Donauthal hin mit seinen üppigen Fluren, den vielen Klöstern und Schlössern und thürmereichen Städten. Der Ort zerfällt eigentlich in zwei Theile, in den kleineren freundlicheren, der mit Kirche, Pfarrhaus u. s. w. und einer Häuserreihe auf der Anhöhe liegt; der andere Theil des Dorfes zieht sich von da in zwei Häuserreihen den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)