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Opfer zu Ehren ihrer heilig verehrten Göttin Ostara abgehalten haben. Vielleicht war auch der am östlichen Fuß des Ipfs gelegene Wald „Osterholz“ ein der Göttin Ostara geheiligter Hain. Nach der Reformation hörten die Wallfahrten zum Ipf auf, allein das Ostermontagsfest wurde noch lange nachher abgehalten; bei demselben mußte man jedesmal nicht nur dem Stadtpfarrer von Bopfingen observanzmäßig einen großen Osterfladen (Kuchen) liefern, sondern auch von Flochberg kam ein solcher, was ein Posten in der Bopfinger Stadtrechnung vom Jahr 1550 „für des Pflegers Knecht von Flochberg do er den Fladen bracht“ bekundet.

Im Sechta-Thal bei der Edelmühle lag früher ein 6′ hoher altgermanischer Grabhügel, den der Besitzer der Mühle abtragen ließ und in demselben ein künstlich aufgesetztes Steinlager, nebst vielen Kohlen und Asche fand. Ein sehr ausgedehntes altgermanisches Leichenfeld befindet sich westlich von Meisterstall (siehe hier. die Ortsbeschreibung von Kerkingen).

Bei Anlage der Eisenbahn entdeckte man am Fuß des Sandbergs Reihengräber aus der fränkischen Periode, die neben den menschlichen Skeletten verschiedene Waffen und Schmuckgegenstände enthielten; unter den letzteren befand sich auch eine sehr schön in Filigran gearbeitete goldene Broche.

Sämtliche Überreste sprechen entschieden für die Bedeutung Bopfingens schon in frühester Zeit, nämlich in der altgermanischen, der römischen und der frühmittelalterlichen Periode.

Auf dem Karstein bei Oberdorf soll ein Wartthurm gestanden sein.

Sichere Spuren einer römischen Niederlassung bei Bopfingen sind vorhanden, auch befand sich daselbst eine in’s graue Alterthum zurückgehende deutsche Ansiedlung, wo z. B. Kloster Fulda Güter geschenkt bekam von Rutnit im 8. oder 9. Jahrhundert. Zwei sich kreuzende Straßen von Augsburg her über’s Herdtfeld nach Dinkelsbühl, Rothenburg, Würzburg etc. und vom Remsthal herauf über Aalen nach Nördlingen und Nürnberg gaben dem Ort Bedeutung und Gelegenheit auch zu Handel und Gewerbe. Bopfingen gehörte zum Riesgau; Grund und Boden war in mehreren Händen und zwar gehörte kein unbedeutender Theil den Brenzgaugrafen von Dillingen, deren Besitznachfolger hier die Herrn von Gundelfingen gewesen sind, welche – nachdem Anderes davon an’s Kloster Neresheim gekommen war – a. 1316 noch ihre Mannschaft und Lehenschaft zu Bopfingen in der Pfarrei und im Gericht, an Hofstätten und Gütern vertauschten an die Grafen von Oettingen. Hauptgrundherren waren ohne Zweifel die freien Herren von Flochberg (s. d.), als deren Nachfolger kurz vor 1150 die Hohenstaufen erscheinen, in deren Hand Bopfingen zu weiterer Blüthe und allmählig zur politischen Selbstständigkeit kam.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)