Seite:OberamtNeresheim0213.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

51′ 27,50″ nördlicher Breite (Kirchthurm) und 1629,7 württemb. Fuß über dem Meer (Erdfläche an der Kirche), hat eine sehr freundliche, interessante Lage auf der rechten Seite der nahe vorbeifließenden Eger, die sich hier durch ein ziemlich breites Wiesenthal dem Ries zu schlängelt und oberhalb (nordwestlich) der Stadt eine namhafte Verstärkung durch die von Norden herkommende Sechta erhält. Nordöstlich der Stadt erhebt sich großartig der freistehende, kahle, schön modellirte Bergkegel Ipf, dessen breite Kuppe 700 württ. Fuß über der Stadt liegt. Im Süden der Stadt zieht der Steilabfall der Alb hin, von dem gegen Südosten der kegelförmige Flochberg mit den malerischen Ruinen auf seinem Gipfel und dem am Abhang freundlich hingebauten Dörfchen Schloßberg gegen die Stadt herantritt; gegen Südwesten kommt ihr noch näher der Sandberg. Die ganze landschaftliche Gruppirung der Gegend hat etwas großartiges und seltsames, obgleich ihr die umliegenden, meist kahlen Berge und auch im Thale der Mangel an reichem Baumwuchs eine gewisse Eintönigkeit aufprägen. Dagegen gestatten die Höhen allenthalben herrliche Aussichten, insbesondere ist es der Ipf, auf dessen Kuppe sich dem Auge ein überraschend schönes Panorama entrollt. Der Blick schweift hier gegen Osten über den hügeligen Rand des Rieses hinweg in die weitgedehnte, mit zahlreichen Ortschaften bedeckte fruchtbare Riesebene, in der sich die ansehnliche Stadt Nördlingen mit ihrem hohen Kirchthurm und Wallerstein mit seinem großartigen, im Rücken des Orts frei aus der Ebene hervorragenden Felsen, dem Wallerstein, besonders schön ausnehmen. Gegen Nordosten erhebt sich der hohe, langgestreckte Hesselberg und gewährt dem Auge einen erwünschten Ruhepunkt. Wendet man sich gegen Süden, so überrascht der Anblick der nahen Alb mit ihrem kräftigen, vielgetheilten steilen Abhange und ihren schön geformten Vorbergen, an deren Fuß das friedliche Bopfingen liegt, ein auffallender Gegensatz zu der viel milderen von weichen Bergen eingefaßten Riesgegend. Im Westen reicht der Blick das Egerthal hinauf bis nach Aufhausen, und über waldige Höhen hinweg ist das Schloß Kapfenburg und der Braunenberg bei Aalen noch sichtbar. Gegen Norden übersieht man auf eine große Strecke das milde Sechtathal mit seinen Nebenthälchen und eine leicht hügelige, reich mit Ortschaften belebte Gegend bis tief nach Bayern hinein; gegen Nordwesten aber erscheint Baldern mit seinem auf freiem Bergkegel thronenden großartigen Schlosse, weiterhin erblickt man das Schloß bei Ellwangen, die Ellwanger Berge, einen Theil der Hohenloher Ebene und in blauer Ferne die Höhen des Odenwalds. 1

Die beinahe eben gelegene Stadt zerfällt in die ursprünglich ummauerte Altstadt und in die erst in neuerer Zeit entstandenen Vorstädte. Die ein Eirund bildende Altstadt ist in ihrem Innern ziemlich unregelmäßig angelegt und mit Ausnahme der mitten durchlaufenden,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)