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Rittergut Ballmertshofen erbten ihre drei Söhne Franz (welcher 1677 die sog. Gienger Selde erwarb), Sebastian und Jakob Josef zu Ballmertshofen, in zweiter Generation Franz Christof und Albrecht Sebastian v. St. Vincent. Doch konnten auch diese Herren ihres Besitzes nicht froh werden, weil Pfalz Neuburg, (dessen Rentamt Lauingen zu Ballmertshofen Gefälle hatte), die hohe Gerichtsbarkeit und Landeshoheit in Anspruch nahm, die Unterthanen besteuerte und kurz gesagt „Landsäßerei“ erzwang. Das verursachte kostbare Processe und was half ein von Albrecht Sebastian ausgebrachtes kaiserl. Mandat de non turbando! Darum dachte schon Franz Christof c. 1726 ans Verkaufen und Johann Rupert von St. Vincent, Herr zu Ballmertshofen etc. verkaufte deßwegen 1749 sein „reichsfreies Rittergut Balmertshofen“ um 72.000 fl. an Thurn und Taxis zu Dischingen. Der Ritterkanton widersprach zwar, der Kaiser aber bestätigte den Kauf 1751, jedoch „der Ritterschaft unschädlich.“

Das Taxis’sche Rentamt scheint nicht sehr mild aufgetreten zu sein, weil die Unterthanen schon 1762 über zu starke Frohnden klagten, unterstützt vom Ritterkanton. Daß der Ort 1806 unter bayerische, 1810 unter würtb. Hoheit kam, ist im allgemeinen Theil schon gesagt.

Besondere Schicksale sind nicht zu erzählen. Im 30jährigen Kriege und in den Franzosen-Kriegen hat auch diese Gemeinde viel gelitten. In Betreff des spanischen Erbfolgekriegs s. Marlbor. Disp. I., 329.

Schon 1236 bestand zu Ballmertshofen eine Pfarrei und Kirche, welche dem Kloster Neresheim geschenkt wurde. Dieses trat 1304 sein Patronatrecht ab an das Augsburger Domkapitel, welches 1310 die Incorporation der Pfarrkirche in Baltramshoven erwirkte. Die Kirche selbst, 1624 vom Blitz getroffen, wurde 1741 neu erbaut.

Das Patronatrecht ging 1810 an Würzburg über, wurde aber 1821 an Thurn und Taxis vertauscht gegen das Patronat der Stadt Neresheim.

Vor dem Dorfe steht eine kleine Kapelle und bei der St. Gotthardsbildsäule stand ehemals ein Kirchlein. Eine zweite Kapelle steht bei der Buchmühle, angeblich zum Andenken an einen Bittgang wegen ausgebliebenen Wassers in der Egau.

Vom Pfalzgrafen Otto Heinrich (s. VII., 2) wurde auch in Ballmertshofen reformirt, was c. 1556–1616 Bestand hatte.

Zu der Gemeinde gehört:

Die Buchmühle, eigentlich Buchbrunnenmühle, liegt sehr freundlich 1/8 Stunde oberhalb des Mutterorts an der Egau. Die sehr ansehnliche Mühle nebst Ökonomiegebäude und dazu gehörigem Gut

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)