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Graf Wilhelm das Werk allein, 1594 war eine Beilschmitte dabei, 1727 gieng das Werk ein. Das Klima ist im Thale wegen der von hohen Bergen geschützten Lage ziemlich mild, im Sommer öfters drückend heiß, auf den Anhöhen rauh und nähert sich dort den klimatischen Verhältnissen des Herdtfeldes; Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, getrieben; zum Anbau kommen Dinkel, Haber, viel Gerste, Roggen, Kartoffeln, Futterkräuter, Ebsen und viel Kraut (Spitzkohl). Das Getreideerzeugniß reicht nicht für den örtlichen Bedarf, daher noch zugekauft werden muß. Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, liefert aber ein gutes nahrhaftes Futter, das im Ort verbraucht wird. Nicht namhaft ist die Obstzucht, die sich meist nur mit gewöhnlichen Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt. Die ausgedehnten Weiden werden nebst der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der den Sommer über 350, im Winter 150 St. Bastardschafe laufen läßt, um 380 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse etwa 50 fl. jährlich ein.

Wegen Mangels an Futter kann die Rindviehzucht nicht in der Ausdehnung wie in den meisten anderen Orten betrieben werden; man hält einen tüchtigen Landschlag und sucht diesen durch zwei Simmenthaler Farren immer mehr zu verbessern. Der Handel mit Vieh ist, namentlich von Seiten der Israeliten, sehr beträchtlich.

Die Gemeinde besitzt etwa 100 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag verkauft wird, was der Gemeinde eine Rente von 5–600 fl. sichert.

Das christliche und das israelitische Gemeinde- und Stiftungsvermögen wird abgesondert verwaltet (s. hier. Tabelle III). Überdieß besteht noch eine christliche Stiftung von den Herrn von Baldern im Betrag von 1000 fl.

Über die Römerstraße, welche von Michelfeld herkommend durch den Ort führte, siehe den allgemeinen Theil. Auf dem sog. Schlößle, einem Bergvorsprung gegen ein Seitenthälchen des Eger-Thals, sind noch Graben und Wall sichtbar; vielleicht wurde diese Befestigung schon von den Römern zur Deckung ihrer Straße, die am Fuß des Schlößlesbergs vorbeiführte, angelegt.

Das Dorf Aufhausen gehörte zur nahe gelegenen Burg „Stein“ an den Grenzen des Ries, später Schenkenstein genannt; ihre Geschichte also ist vor allen Dingen hier beizubringen.

Im 12. und 13. Jahrh. saß hier ein edles Geschlecht, um die Mitte des 12. Jahrh. schenkten die Edelherren und Brüder Conrad, Heinrich und Marquard vom castrum Petra bei Bopfingen an’s Kloster Neresheim ein Gut in Dehlingen und Lucilshusen und ein Gütlein unter der Burg Stein. Daher gehört wohl auch Burchardus

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)