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ausschließlich vom Feldbau nähren und in günstigen Vermögensverhältnissen befinden, indem der vermöglichste Bürger 362 Morgen, der Mittelmann 100 Morgen und die minder bemittelte Klasse 30 Morgen Grundeigenthum besitzt; nur 2–3 Personen haben bloß 6–8 Morgen und einer Gemeindeunterstützung bedarf Niemand im Ort. Übrigens muß bemerkt werden, daß unter den Gütern viele Wechselfelder sind, die mehrere Jahre lang als Schafweide liegen, und dann erst wieder eingebaut werden; im Übrigen sind die landwirthschaftlichen und natürlichen Verhältnisse wie in Neresheim. Ein namhafter Viehstand (Landrace mit Simmenthaler Kreuzung) wird gehalten und auf der Markung läßt ein fremder Schäfer 8–900 Stück Bastardschafe laufen und entrichtet hiefür 14–1500 fl. an die Gemeindekasse. Die Pferchnutzung gehört zur Hälfte den Gemeinderechtsbesitzern und zur Hälfte der Gemeinde, die jährlich etwa 150 fl. erhält.

Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort zieht schnurgerade die Römerstraße von Heidenheim nach Bopfingen vorüber und wird dort von einem ebenfalls alten, vielleicht römischen Weg, Heuweg auch Heerweg genannt, rechtwinkelig durchkreuzt. Zunächst desselben stand auf den sog. Hofstätten der Ort Eschenbach, der im 30jährigen Krieg abgieng und dessen Bewohner alsdann nach Stetten übersiedelten, ihre Feldungen, das jetzige Söldnerfeld, jedoch beibehielten. Etwa 1/4 Stunde südlich von Stetten wird eine Flur die „Todtenäcker“ genannt, was auf einen ehemaligen Begräbnißplatz schließen läßt und von dieser Stelle nur 1/8 Stunde südlicher wird ein zwischen zwei Thälchen auslaufender Flachrücken „Birkigt“ (d. i. Bürgig) genannt, auf dem schon Bruchstücke von Ziegeln und Mauerreste gefunden wurden; hier stand ohne Zweifel irgend eine Befestigung oder ein Wohnplatz.

Schon 1152 werden unter den Gütern des Kl. Neresheim genannt solche in Stetehim. Einige Gülten daselbst bekam das Kloster Lorch, verkaufte sie aber 1471 an die Kommende Kapfenburg, welche schon 1469 von Simon v. Leonrod auf Trugenhofen etliche Gülten da erworben hatte. Weitaus den größten Theil der Gülten, Gefälle, Dienste u. dergl. bezog jedoch Kloster Neresheim und die Grafen v. Oettingen als Schirmvögte übten die Dorfsherrschaft und erhoben Steuern, bis durch den Vertrag von 1764 das ganze Dorf an Oettingen kam. Die Gemeindeverwaltung besorgten sog. Vierer, alle 2 Jahre neu von der Gemeinde gewählt. 8 Höfe, 24 Selden und 4 Häuser genossen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Gemeindegerechtigkeit.

Von Erlebnissen ist bekannt, daß St. 1375 in einer Fehde mit Abt Ulrich vom Schenken Andreas von Wittislingen verbrannt wurde, samt Kleinkuchen; derselbe wurde dafür vom Oettinger Grafen enthauptet. Im 30jahrigen Kriege hat auch St. sehr gelitten; statt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)