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20. April 1462. Im schmalkaldischen Kriege kam Kaiser Karl V. durch N., 25. November 1546; vergl. überhaupt VII., 3.

1570 wurde Neresheim von dem Oettinger Grafen an Schertlin von Burtenbach verpfändet um 10.000 fl., jedoch wieder gelöst. 1629–31 wüthete auch in N. das Hexenfieber; 18 Weibspersonen und 3 Männer wurden zum Tod verurtheilt, andere entflohen und es heißt: man mußte der Sache Einhalt thun, damit nicht das ganze Städtlein draufgehe.

Von den Trübsalen des 30jährigen Kriegs ist oben VII. 3 die Rede gewesen und wie Stadt und Kloster Neresheim 1633–34 im Besitz des schwedischen Generalmajors v. Hofkirchen war. Nach der Nördlinger Schlacht wurde die Stadt geplündert, viele Personen getödtet, Frauen geschändet u. s. w. Mühsam erholte sich das Städtchen wieder von der langen Drangsalszeit.

Die Anstrengungen, welche das Kloster machte, von der öttingschen Schirmvogtei loszukommen, berührten wesentlich auch die Stadt, wo der Abt Mitverpflichtung des Vogts – späterhin „Pflegers“ und Oberamtmanns – in Anspruch nahm, Concurrenz bei Erwählung der Rathsherren, Stadtdiener und des Stadtschreibers; die Diener und Bürger sollen auch dem Abt schwören, dieser will die Stadtrechnung und Heiligenrechnung abhören u. dgl. m. Die Grafen wollten von all dem nichts zugestehn und so gabs Prozeß über Prozeß, bis endlich 1764 ein Vertrag zu Stande kam, durch welchen das Kloster die Stadt N. und verschiedene Landgemeinden an den Fürsten von Oettingen-Wallerstein eigenthümlich abtrat und dagegen für sich und den Rest seiner Besitzungen Reichsunmittelbarkeit zugestanden erhielt. Die Stadt erhielt dabei zur Entschädigung für entgehende Einkünfte von dem an das Kloster abgetretenen Territorium und für die aufhörende Concurrenz des Abts zu städtischen Bauwesen, Faselvieh u. dgl. 2000 fl. Auch wurde ihr das Recht gewahrt, ihr Wasser – gegen den herkömmlichen Wasserzins – aus dem abteilichen Gebiete herzuleiten. An der Spitze von Stadt und Amt blieb der öttingsche Oberamtmann, ein adlicher Herr, für welchen an Ort und Stelle ein Amtsverweser functionirte, mit einem Kastner und Amtsschreiber zur Seite.

Während des Franzosenkriegs 1796 (s. VII. 3) übernachtete Erzherzog Karl von Östreich 2. August im Pfarrhof zu Neresheim. Aus dem 19. Jahrhundert gedenken wir des Übergangs unter bayrische 1806 und 1810 württembergische Hoheit. Ein paar größere Brände waren 1840 (3 Häuser) und 1841 (4 Gebäude).

Ein Badhaus, dem Kloster gehörig, stand ehemals vor der Stadt „beim tiefen Sotbrunnen“, 1446 wollte die Gemeinde ein Bad in der Stadt haben und der Graf sprach: der Abt soll eine neue Badstube errichten, – die z. B. 1524 erwähnt wird.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)