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und von dem dann die Zinse ebenfalls zu Lehrgeldern bestimmt sind. Das Hospitalvermögen beträgt gegenwärtig 8500 fl.

Etwa 1/2 Stunde südlich von Neresheim wird ein zwischen dem Egau- und dem Auernheimer Thal sich kräftig erhebender Vorberg die „Burg“ genannt, und in der Nähe kommt die Benennung „Zwing“ vor; hier stand ohne Zweifel eine Burg, von der übrigens keine Spuren mehr vorhanden sind. Auf der 1/2 Stunde südwestlich von der Stadt gelegenen Flur „auf den Gräbern“ bestand vermuthlich eine Begräbnißstätte.

Unter der 1095–99 in ein Kloster verwandelten Burg Nernistheim (auch Nernestheim, Ernystheim und Erinstein; noch 1452 schreibt eine Urkunde Nernistheim; dann Nöreshaim, schon 1152 z. B., und Nörnishaim) lag eine Ansiedelung, von welcher ein Theil im Besitz des Grundherrn selbst war (predium sui juris) und der geistlichen Stiftung geschenkt wurde; Graf Hartmann von Dillingen der jüngere, des Stifters Sohn, schenkte salicam unam in der nächstgelegenen villa Nernisheim samt einem angrenzenden Walde. Ein anderer Theil des Orts gehörte wohl einer ritterlichen Familie, welche ebenda ihr festes Haus hatte und von welcher z. B. 1220 Marquardus de Nernsheim miles vorkommt, 1251 ein Bertholdus de N. Wieder anderes gehörte bäuerlichen Unfreien, wie z. B. ein Walther (de familia St. Udalrici) 1194 seinem Kloster predium in villa N. schenkte. Noch in späterer Zeit besaß z. B. Hans v. Elchingen einige Güter zu Neresheim 1378; Hans v. Emershofen verkaufte 1446 Wiesen ebenda an Wolfgang v. Hoppingen, der sie 1476 dem Kloster übergab. Einer ehrbaren Familie scheint der Röt v. Neresh. anzugehören, welcher 1330 Äcker zu Ristingen verkaufte.

Das aufblühende Kloster (siehe Dorf Neresheim) verursachte zugleich ein Aufblühen des nahe gelegenen Weilers; es entwickelten sich da verschiedene Gewerbe und ein ansehnlicher Handelsverkehr, so daß der Ort 1343 ein „Markt“ heißt, wahrscheinlich schon einige Zeit Wochenmärkte und einen Jahrmarkt hatte. Zur eben bezeichneten Zeit aber wetteiferten alle Grundherrschaften in Gründung von Städten und Kaiser Ludwig war sehr freigebig mit dergleichen Privilegien. Wir können uns also nicht wundern, wenn auch Neresheim 1350 eine Stadt heißt. Einige Befestigung mag schon der „Markt“ gehabt haben mit Wall und Zaun u. dgl. (denn in der päpstlichen Urkunde von 1298 heißt N. oppidum), jetzt aber wurde eine regelrechte doppelte Ummauerung vorgenommen nebst Graben; drei feste Thore mit Thürmen unterhielten nach allen Seiten hin den Verkehr. 1550 stürzten 160–170 Fuß der „Zwingermauern“ in den „Wassergraben“.

Bei Neresheim, wo einst eine Burg der Gaugrafen gestanden, war der Mittelpunkt eines Gerichtsbezirkes für die nördlichste Spitze

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)