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1805 zog Kaiser Napoleon selbst mit seiner Garde u. s. w. über das Herdtfeld gegen Ulm; von daher kam Feldmarschalllieutenant von Werneck mit etwa 8000 Mann über Oberkochen und Ebnat nach Neresheim, den 17. Oktober, wo seine ermatteten Truppen von den Franzosen angegriffen wurden. Ein Theil der Österreicher mußte sich bei Ohmenheim, andere bei Trochtelfingen, den 18. Okt., und – mit vielen Bagagewägen – nach einem letzten Kampf bei Bopfingen ergeben. Im November kam nochmals ein kleines Korps österreichischer Cavallerie über Neresheim, das sich abenteuerlich vom Allgäu aus nach Böhmen retirirte.

Besonders bedeutungsvoll für die einzelnen Bestandtheile des Bezirks waren die Säcularisation und Mediatisirung 1802 und 1806 und die Übergabe von Bayern an Württemberg 1810. König Friedrich besuchte im Juli 1811 die neuen Landestheile.

Vom Herdtfeld stammen ein paar Künstlerfamilien; von Großkuchen die Maler, Kupferstecher und Lithographen Mettenleiter, von Dorfmerkingen die Hofmusiker Beerhalter. Ein Bopfinger Kind war G. M. Haakh, geschickter Porträt- und Historienmaler, geb. 1632, dessen Gemälde namentlich zu Bopfingen verbreitet sind; dann Dr. Johann Daniel Herrenschmied, Theologe und geistlicher Dichter, Professor und Mitvorstand am Waisenhaus in Halle, geb. 1699, gest. 1769. Auch des mythischen „Gelbfüßlers“ aus Bopfingen wollen wir nicht ganz vergessen; sind ja doch die sieben Schwaben in der deutschen Welt allberühmt.

Von Naturereignissen sei eines am 18. Mai 1733 verspürten Erdbebens gedacht und eines großen Rings um die Sonne, welcher zur selben Zeit gesehen wurde. Vorangegangen war eine so große Kälte, den 17. Mai, daß Obst und Roggen erfroren.


4. Alterthümer.[1]

A. Römische.

Der Oberamtsbezirk liegt ganz innerhalb der römischen Grenzlinie (limes transdanubianus), die etwa zwei Stunden von der nordwestlichen Grenze des Bezirks entfernt vorbeilief. Überdieß zieht die römische Konsularstraße durch denselben (s. hier. Paulus, Erklärung der Peutinger Tafel).

Schon aus diesen Gründen ist anzunehmen, daß ein bedeutendes Straßennetz und verschiedene römische Wohnplätze im Bezirk bestanden,


  1. Schätzenswerthe Beiträge verdanken wir dem früheren, unter dem Vorsitze des damaligen Oberamtsrichters Bazing, in Neresheim gegründeten Zweigverein des Württembergischen Alterthumsvereins.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)