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Reformation in Aufnahme und die evangelischen Kirchenordnungen nahmen gewöhnlich auch auf das Schulwesen Rücksicht. So war es mit der pfalzgräflichen Kirchenordnung, weßwegen wir um 1580/90 Spuren finden von Schulen zu Dischingen, Eglingen, Trugenhofen . . . Es erging eine besondere Schulvisitationsordnung. In Oettingen organisirte namentlich Graf Gottfried c. 1610–20 das Schulwesen; jede Gemeinde sollte ihre Schule haben.

Im 18. Jahrhundert wurde Förderung des Volksschulwesens fast eine Modesache bei beiden Confessionen. Das Kloster Neresheim erließ 1721 eine Schulordnung, 1751 wurde auch eine Sommerschule angeordnet, 1772 eine Visitation eingeführt. Im Oettingenschen wurde schon 1731 eine zweimalige Sommerschule angeordnet, damit die Kinder das im Winter Gelernte nicht vergessen.

Zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia ging Österreich mit seinem Normalschulwesen voran, ihm wurde vielfach nachgemacht. Eine Instruction für den Schulmeister der öttingenschen Stadt Neresheim von 1769 fordert: der Lehrer soll sehen auf christliche Lehre, gute Sitten, Lesen, Schreiben, Rechnen, Tonkunst und Anfangsgründe des Latein. Die Herrschaft Oettingen-Baldern erklärte 1796 bei Neuordnung ihrer Schulen ausdrücklich, daß man nicht die sogenannten Normalschulen wolle, welche täglich an Schätzung verlieren und vom Volke gehaßt werden.

Bayern organisirte das Volksschulwesen neu und führte namentlich überall Inspectionen ein, welche zum Theil noch gemangelt hatten. Mit dem Übergehen an Württemberg trat die dortige neue Schulgesetzordnung von 1810 in Kraft und es wurden Schulinspectorate zu Dorfmerkingen und Lauchheim errichtet, weil man da geeignete Männer fand. 1819 ist der jetzige katholische Schulinspectionsbezirk gebildet worden, zu dem noch Itzlingen kam 1821. Die evangelischen Schulen waren dem Dekanat Aalen zugetheilt, neuestens einer eigenen Bezirksschulinspection, gegenwärtig mit dem Sitz zu Bopfingen.

Zu Neresheim und Bopfingen sind Realschulen gegründet worden. Ein Lyceum, das 1804 vom Fürsten Taxis in Neresheim errichtet worden war (Gesetze und Vorschriften für das „Lyc. Carolinum zu Neresheim“, gedruckt Buchau 1805), wurde schon 1806 wieder aufgehoben.

Von den Israeliten im Bezirk mag hier auch noch die Rede sein. Wahrscheinlich saßen für unsere Gegend die ersten Juden in Nördlingen. 1331 erhielt Graf Ludwig von Oettingen ein – wiederholt bestätigtes – Privilegium: Juden in seinem Lande zu haben und nach einem Privileg von 1388 soll Niemand die in der Grafschaft Oettingen angesessenen Juden vor andere Gerichte laden. Es saßen öttinger Juden in Wallerstein, Neresheim, Pflaumloch und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)