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hier der geeignetste Platz sein, um auch über die fürstliche Familie (katholischer Confession) und deren Geschichte das Wichtigste zusammen zu stellen.

Ein edler Herr della Torre e Tassis auch Herr de Valsassina u. s. w. – Roger I. kam um’s Jahr 1450 an den Hof Kaiser Friedrichs III. und legte den Grund zur Blüthe seines Geschlechts durch Einrichtung des Postwesens zunächst in den Niederlanden und in Österreich. Baptist von Taxis errichtete 1516 eine reitende Post von Brüssel bis Wien, sein Sohn Franzisko aber wurde von Karl V. zum Generalpostmeister der Niederlande, späterhin auch der österreichischen Erblande ernannt. Franzisko’s Bruder, Leonardo I., gab den fahrenden und reitenden Posten eine zweckmäßige Ausdehnung durch ganz Deutschland und wurde vom Kaiser Ferdinand als Generalpostmeister bestätigt 1563, sein Sohn Lamoral von Kaiser Rudolf 1585. 1595, 26. Juni, hat Kaiser Rudolf den Leonhard v. Taxis zum kaiserlichen Generaloberpostmeister für’s ganze deutsche Reich erhoben und seine Posten als Reichsposten benannt. Von Kaiser Mathias wurde Lamoral v. Taxis 1615, 24. Juli, für sich und seine männlichen Erben mit dem Generalpostmeisteramte des deutschen Reichs belehnt, also mit einem neuen Regal und Reichsmannlehen, das jedoch 1621 auch zum Kunkellehen gemacht worden ist von Kaiser Ferdinand II., welcher dem Lamoral die deutsche Reichsgrafenwürde 1615 verliehen hatte. Sein Urenkel Graf Eugen Alexander v. Taxis wurde von König Karl II. in den spanischen, von Kaiser Leopold I. in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben. Sein Enkel Fürst Alexander Ferdinand wurde kaiserlicher Prinzipalkommissär auf dem Reichstag zu Regensburg 1743 – † 1773 und nahm deßhalb seinen bleibenden Wohnsitz zu Regensburg. In dieser Stellung folgten ihm auch Sohn und Enkel, Fürst Karl Anselm, resignirt 1797, und Fürst Karl Alexander bis zur Auflösung der Reichsverfassung 1806.

Das Reichsgeneraloberpostmeisteramt war inzwischen von Kaiser Karl VII. zu einem Reichsthronlehen erhoben worden 1744/47 und 1754 wurde Fürst Alexander Ferdinand in das reichsfürstliche Collegium eingeführt, trotz vielen Widerspruchs, mit einer Virilstimme.

Die ersten Besitzungen des fürstlichen Hauses im Umfang des jetzigen Königreichs Württemberg wurden im Neresheimer Oberamt erworben: 1727 die Herrschaft Eglingen und Duttenstein mit Wagenhofen und Demmingen, woraufhin Taxis Sitz und Stimme auf der Grafenbank des schwäbischen Kreises bekam; 1734 Dischingen mit Schloß Trugenhofen; 1748/49 Balmertshofen; 1786 der von sirgenstein’sche Theil von Dunstelkingen und Schrezheim, – vergl. diese Orte. Natürlich lag es den Fürsten ganz besonders daran, alle diese Herrschaften reichsfrei zu machen und durch Vertrag mit der Pfalz gelang

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)