Seite:OberamtNeresheim0134.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

anderer Theil der gräfl. Dillingenschen Besitzungen, die Hinterlassenschaft der 1191 ausgestorbenen pfalzgräflichen Linie zu Donauwört und Lauterburg, kam an die Hohenstaufen und darum erscheinen gräfl. Dillingensche Ministerialen, z. B. die Herren von Dunstelkingen, Trugenhofen u. a., eine Zeit lang auch als Reichsministerialen. Von den Hohenstaufen scheint namentlich der Bezirk von Höchstädt a. d. Donau an Bayern gekommen zu sein und zwar erhob das Höchstädter Landgericht begründete Ansprüche auf die hohe Jurisdiction bis Katzenstein, Baumgries und Hofen. Unter den dorthin gehörigen Landschrannen, d. h. Gerichtsplätzen, wird auch Tomingen oder Dümingen, d. h. Demmingen genannt.

Die Reste der Dillingenschen Grafenrechte brachte Bischof Hartmann, der letzte Dillinger Graf, an sein Hochstift Augsburg, von diesem aber wurden sie auch an Bayern 1273/77 vertauscht.

Zur Kultur des Bezirks mögen die Besitzungen des Klosters Fulda (z. B. in Bopfingen, Uzmemmingen und besonders bei Kösingen, Igenhausen und Hohenstat) beigetragen haben, weil das Kloster gewöhnlich Mönche ausschickte, um die Ökonomie der Klosterhöfe zu besorgen; das gab häufig Musterwirthschaften für die Umgegend. Doch wurden so entlegene Besitzungen allmählig veräußert oder von benachbarten Herrn an sich gerissen, im besten Falle als Lehen, wie z. B. die Oettinger Grafen später Kösingen inne hatten. Die Wohnsitze Hubatsweiler und Diepertsbuch könnten wohl ihre Anlegung den Dillinger Grafen Hubald und Diebald verdanken, jedenfalls stifteten die Dillinger Grafen das für unsern Bezirk besonders wichtige Kloster Neresheim 1095, dem Heiligen der Familie, dem Bischof St. Ulrich geweiht.

Von kaiserlichen Gütern findet sich in älterer Zeit keine Spur, erst zur Hohenstaufenzeit erscheint im Besitze dieser Kaiserfamilie Bopfingen samt Flochberg. Jedenfalls eine grundlose Phantasie ist es, daß der Oster- und Weihnachtshof von kaiserlichen Hoftagen, zu Ostern und Weihnachten ebenda abgehalten, ihren Namen haben. Eher hängt der Name mit gewissen Abgaben auf Ostern und Weihnachten zusammen.

Die Hohenstaufenschen Besitzungen zogen manchen Kriegssturm in diese Gegend im 12. und 13. Jahrhundert; vgl. VII, 3. Die Vesten Flochberg, Bopfingen und Waldhausen mit ihrem Gebiet kamen in den Besitz der rotenburger Linie der Hohenstaufen (a. 1188, Stälin II, 234.) und es gehörte deßwegen im 13. Jahrhundert Flochberg mit Bopfingen zur Hohenstauf’schen Präfectur Nürnberg. Diese Verbindung war im 14. Jahrhundert gelöst und Bopfingen mit Nördlingen, Dinkelsbühl, Giengen, Aalen u. s. w. gehörte zur Landvogtei Niederschwaben.

Von den Zuständen des Brenzgaus ist natürlich gar wenig

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)