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c) Viehzucht.

Nach der Aufnahme vom 2. Januar 1868 beträgt die Zahl der Pferde 1427, worunter 316 Fohlen unter 3 Jahren; es kommen auf 100 ortsanwesende Einwohner 6,5 und auf 100 Morgen landwirthschaftlich benützte Fläche 1,9 Pferde. Der Bezirk nimmt daher in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 19. Stelle ein. Die Pferdezucht (starker Landschlag) ist unbedeutend, und nur in Demmingen und Schweindorf von einigem Belang; die Pferdehaltung dagegen etwas bedeutender, besonders in Neresheim, Bopfingen, Demmingen, Schweindorf und Trochtelfingen.

Die Rindviehzucht. Nach der gedachten Aufnahme zählt der Bezirk 98 Zuchtstiere, 2323 Ochsen und Stiere über 2 Jahren, 6728 Kühe und Kalbeln, 2754 Stück Schmalvieh und 2799 Kälber; sonach kommen auf 100 Einwohner 66,6 und auf je 100 Morgen landwirthschaftlich benützte Fläche 19,3 Stücke Rindvieh. Der Bezirk nimmt in dieser Beziehung die 16. Stelle in der Reihe der Oberämter ein.

Die Riehviehzucht ist in gutem Zustand und wird mit Eifer betrieben; man hält sehr verschiedene Racen, vorherrschend sind Kreuzungen von Landschlag mit Simmenthaler oder mit Limpurger (Schloß Neresheim hat einen Simmenthaler), ferner werden die Rieserrace, zuweilen die Allgäuer und reiner Landschlag gepflegt. Zur Nachzucht und Veredlung des Viehstandes halten sämtliche Gemeinden tüchtige Farren, von reiner Simmenthaler, oder mit Landschlag gekreuzter, von Limpurger und von Rieserrace. Die Haltung und Anschaffung der Zuchtstiere geschieht größtentheils von den Gemeinden, welche sie an einzelne Ortsbürger gegen Geld- und Nutznießung von Gemeindegütern verpachten. In Kirchheim hat der Fürst von Oettingen-Wallerstein die Verpflichtung der Farrenhaltung; in Utzmemmingen der Eigenthümer des Merzenhofes. In manchen Orten schaffen Ortsbürger unter Aufsicht der Gemeinde die Farren an und unterhalten sie gegen Unterstützung. Besonders schöne Viehstände sind in den fürstlich Wallersteinischen und Taxis’schen Domänen aufgestellt.

Der Handel mit Vieh ist im Ganzen beträchtlich und geht theils nach Bayern, theils in’s Unterland; beschränkt sich jedoch in manchen Orten auf das entbehrlich gewordene Vieh, während Neresheim, Aufhausen, Bopfingen, Demmingen, Ebnat, Elchingen, Goldburghausen, Kirchheim, Neresheim (Schloß), Pflaumloch und Utzmemmingen bedeutend ausführen. Viehmastung und Handel mit gemästetem Vieh treiben ausgedehnt nur Bopfingen, Schloß Kapfenburg, Kirchheim (Domäne) und besonders Schloß Neresheim. Viehhandel wird namentlich von den im Bezirk ansäßigen Israeliten schwunghaft betrieben.

Die Milch wird meistens in der Haushaltung verbraucht und verbuttert, theilweise auch an die in Baldern, Kerkingen und Kirchheim

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)