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Es hat folglich die Waldfläche im Oberamte Neresheim seit der Landesvermessung durch Aufforstung von Ödungen und geringen Äckern zugenommen um 3724/8 Morgen 41,5 Ruthen oder 117,4365 Hectare.

Da nach der oberamtlichen Bevölkerungsliste pro. 3. December 1870 die Anzahl der Ortsangehörigen 25.808 beträgt, so kommen auf einen Einwohner 1,85 Morgen, oder 0,59 Hectar.

Die Waldungen verbreiten sich im Oberamtsbezirk folgendermaßen:

Im Norden über die Höhenzüge und ihre Ausläufer bei Baldern und Röttingen, ferner über den ganzen Steilabfall der Alb (Herdtfeld) und von diesem rückwärts auf der Hochfläche einerseits bis gegen Ebnat und Elchingen, andererseits bis gegen Dehlingen und Schweindorf, im Süden hauptsächlich über die Hochfläche des Herdtfelds bei Niesitz, Groß- und Kleinkuchen und Auernheim, dann über die Gehänge des Egauthals, ihre Seitenthäler und die dazwischen liegenden Anhöhen und endlich im Südosten, in der sog. jungen Pfalz, besonders zwischen Eglingen und Demmingen. Die für den Waldbau benützte Fläche hat im allgemeinen einen dem Holzwuchs günstigen Boden (s. o. den Abschnitt, Boden) und äußert sich auch da, wo derselbe nicht ganz seichtgründig oder durch übertriebene Ausübung von Streu- Gräserei- und Weidberechtigungen herunter gekommen ist, in Holzbeständen von ausgezeichneten Wachsthums-Verhältnissen.

Mit Ausnahme des Rieses bedecken die Waldungen so ziemlich gleichmäßig den Albtheil des Oberamts. Die Markungen Goldburghausen und Pflaumloch im Riese besitzen allein im Oberamte gar keinen Wald, dagegen die ergiebigsten Fruchtböden. Die meisten Waldungen besitzt die fürstlich Thurn- und Taxis’sche Standesherrschaft mit 20.0347/8 Morgen 10,5 Ruthen = 6314,4 Hectar, welche in 4 fürstliche Reviere (Eglingen, Elchingen, Hochstatter Hof und Nietheim) eingetheilt sind und sorgfältig bewirthschaftet und verwaltet werden.

Ungefähr zwei Drittel der Waldungen bestehen aus Laubholz, in welchem die Rothbuche vorwaltet und, soweit sie in Mastjahren angezogen worden, schöne Hochwaldbestände bildet. Die übrigen sind aus Mittelwaldungen übergeführt und in diesen befindet sich noch ein ziemlicher Vorrath alter Eichen vertheilt mit einzelnen ebenbürtigen Exemplaren von Bergahornen. Andere noch als Mittelwaldungen fortbestehende Laubhölzer haben vorherrschend im Unterholz die Hainbuche, gemischt mit Birken, Eschen, Aspen, Linden und Salen, in feuchten Niederungen mit Erlen; im Oberholze Eichen, Roth- und Hainbuchen; vereinzelt kommen vor der Elsebeerbaum, der Mehlbeerbaum, der Masholder, der Vogelbeerbaum, die Traubenkirsche und die Waldkirsche, dann verschiedene Weiden, die Felbe, die Bach- Busch-, Bruch-, graue-, Korb- und Salbeiweide.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0104.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)