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Kirchliches.[1] Ein Pleban, d. i. Pfarrherr in Weikersheim, Sifried, wird schon 1219 genannt. Die dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche für Weikersheim und Schäftersheim stand bis 1414 nicht im Ort und in der Nähe des Schlosses, sondern ziemlich entfernt davon, rechts an der Vorbach, am Weg nach Schäftersheim, da wo heute noch der Kirchhof ist. Ihr verkaufte 1340 der Johanniterorden seine Gilten und Gefälle im Weiler Bronn, 1362 schenkte ihr Bischof Albrecht von Würzburg und 24 andere Bischöfe zusammen 80 Tage Ablaß. 1

Auf die Dauer wurde aber diese Lage ihrer Pfarrkirche den Weikersheimern unbequem. Im Jahr 1420, nachdem das Filial Schäftersheim abgelöst war, beklagten die damalige Herrin und Inhaberin Weikersheims, Anna von Weinsberg, geb. Hohenlohe, und die Gemeinde zu Weikersheim bei dem Bischof von Würzburg, daß die heil. Sakramente außerhalb der Stadtmauern aufbewahrt seien und dadurch der Empfang derselben den Kranken und Sterbenden, namentlich bei Nacht und in Kriegszeiten, erschwert werde; der Bischof Johann ordnete daher in väterlicher Fürsorge an, daß vom Pfarrer die heiligen Gefässe bis auf weiteres, d. h. bis zur Vollendung der im Bau begriffenen neuen Stadtkirche, in die Kapelle zum heil. Blut Christi verbracht und dort aufbewahrt werden sollen. Später hat sich an diese Lage der Pfarrkirche außerhalb des Ortes die Sage angeknüpft, die Vorbach sei ehedem mitten durch die Stadt gegangen, weil man in derselben und absonderlich in dem Hause, welches Johann Christoph Glock bewohnte, noch einige Reste von Stadtmauern finden wollte. Das Stadtbuch sagt hierüber: es finde sich in den hohenlohischen Geschichtsbüchern und andern Urkunden auch nicht die geringste Spur hievon; auch sei bereits ohngefähr im Jahr 1660 von einem ehrbaren Rath in seiner Verantwortung auf etlicher Bürger wider denselben eingegebene Beschwerungspunkte wegen einiger Gebäude, so an die Stadtmauer gebaut, dieses Vorgeben, als wenn die Stadtmauer bis an den Gottesacker gegangen wäre, eine alte Weiberfabel genannt worden. Der Weg, der zur Kirche führte, hieß ohne Zweifel Pfaffengäßlein, ein Name, der sich im Jahr 1450 noch findet. Diese Pfarrkirche auf dem Kirchhof gehörte ehemals dem Stift Haug in Würzburg zu, seit 1289 ist sie dem Stift Neumünster daselbst zugewiesen. Im Jahr 1308 wird dem letzteren


  1. Das Meiste von Diakonus Lenckner.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 813. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0813.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)