Seite:OberamtMergentheim0792.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Und Götterbilder, herrlich einst vor allen,
Schaun wehmuthsvoll von Giebel und Portal,
Vermorscht und moosig, schon viel hundertmal
Ist Reif und Regen auf ihr Haupt gefallen.“

Graf Karl Ludwig, der Erbauer des Karlsberges, legte, wie schon oben bemerkt, auch den Schloßgarten an; das Oettingische Wappen bezieht sich auf seine zweite Gemahlin, Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen (s. den geschichtl. Theil).

Auf den andern Seiten des Schlosses zieht sich ein Park mit hübschen Anlagen umher.

Stellen wir zum Schluß die Baugeschichte des Schlosses in Kürze zusammen.

Ganz alter Bau, mit Thorweg und rundem Bergfried, 12.–13. Jahrhundert; Neubau durch Baumeister Wolfgang Beringer vom J. 1595–1600, Saalbau durch Elias Gunzenhauser 1601–1605, sehr bedeutende Anbauten durch Meister Paul Platz 1679–1684, Verschönerungen und Umbauten im Innern des Schlosses und Anlage des Schloßgartens im ersten und zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts.

Zu dem sehr großen Schlosse gehören drei Nebengebäude, zwei Wohngebäude, zwei Mansarden-Gebäude, dann zwei Wohngebäude, ein Stallgebäude und zwei Gartenhäuser im Schloßgarten (Hofgarten); dieser bedeckt eine Fläche von 362/8 Morgen.

Betrachten wir nun die öffentlichen Gebäude der Stadt.

Das Pfarrhaus, Dekanat und Diakonat samt Post, durch das Komplexlastengesetz an den Staat übergegangen, liegt an der Südseite des Marktplatzes, wurde im Jahr 1876 auf Staatskosten gründlich restaurirt, und als Cavaliersbureau von Graf K. Ludwig erbaut, über dem Portal die Jahreszahl 1711 und das hohenlohische Wappen.

Das Rathhaus wurde 1864 an der Stelle des alten erbaut, an ihm eine kleine Tafel im Renaissancestil; darauf steht: 1567, auf einem Schild ein W mit Krone, und Killian Droll, Michel Spelter, Petter Nicklas. Eine zweite Tafel mit schönem Wappen der Hohenlohe und der Inschrift: Ludwig Casimir grave von hohenloe und her zu langenberg.

Das Schulhaus, ganz von Stein, wurde im Jahr 1874 neu gebaut und enthält vier hohe helle geräumige Schulzimmer. Die Lehrerwohnungen sind im alten Schulhaus; dieses ist ein stattliches alterthümliches Gebäude, mit einem Zwergstockthürmchen, worauf hübsches Schmideisenwerk mit zwei Glöckchen; an den

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 792. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0792.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)