Seite:OberamtMergentheim0789.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schlösser Versailles, Trianon, Ludwigsburg, Karlsberg u. s. w. Die damit verbundene künstliche Uhr trägt die Jahreszahl 1747 und C. L. G. v. H.

Am Relief beim Eingang an der Ostseite sieht man auf einem Schildchen die Jahreszahl 1603 und auf einem andern CS, oben an der Nordwand über dem Eingang steht CL 1605. Nach Fischer, II. Erste Hälfte, S. 109, sind die Wappen im Saal von einem Maler aus Nördlingen, Friedrich Seefried, die Stuckarbeiter (Kalkschneider) waren aus dem Braunschweigischen. Die westlich an den Saal stoßende Schloßkapelle bildet ein einfaches Rechteck, dreischiffig, mit flachen hölzernen Rippengewölben auf dorischen Säulen. Die Emporenbrüstungen tragen biblische Scenen, Skulpturen in Gips. Auf einem Schlußstein die Jahreszahl 1600. In dem hier anstoßenden unausgebaut gebliebenen Westflügel befinden sich zwei Zimmer mit reichen Stuckdecken, an denen Reliefs von Kampfscenen, eingefaßt von Fruchtschnüren, kräftig hervortreten. Dies schon stark im Barokstil. (Vgl. auch Lübke, Geschichte der deutschen Renaissance, S. 466 ff.)

Es würde zu weit führen, die vielen reichausgestatteten und zum Theil prächtig möblirten Zimmer und Säle einzeln zu beschreiben. Schon die großen durchbrochenen Gitterthüren aus Schmideisen in den Korridoren des Ostflügels, dann in den Wohnzimmern prachtvolle Spiegel mit Glasrahmen und Silber-Ornamenten, schöne Gobelins, reich stuckirte und bemalte Decken, eingelegte Thüren und Schränke, herrliche in Seide gestickte Polstermöbel etc. Besonders hervorzuheben sind die großen und prächtigen Öfen, unten meist in Eisenguß, oben in Thon ausgeführt. Zwei kolossale mit Brustbildern und Putten und der Jahreszahl 1708 an den eisernen Theilen, ein weiterer mit der Jahreszahl 1711 und einige kleinere sehr hübsche, namentlich der in der Schloßkapelle stehende. Das Thonwerk der Öfen scheint um hundert Jahre älter zu sein. Noch seien drei Zimmer angeführt, an deren Holzgetäfel zahlreiche Ölmalereien mit eigenthümlichen Devisen und alten Sprichwörtern angebracht sind; z. B. ein Ritter mit gezogenem Schwert, ihm zur Seite ein Mann, aus einer engen Öffnung mühsam herausschlüpfend. Der Ritter spricht: „So hab’ ich mir vorgenommen, durch die Welt zu kommen“; der Nebenmann: „Sieh dich vor, mir wollt’s nicht glücken, wollt’ ich durch, ich mußt mich bücken.“ Eine stolze sich im Spiegel beschauende Dame, hinter ihr der Tod als Gerippe: „Siehe, was du bist“. Vater und Sohn in einer

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 789. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0789.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)