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Eine halbe Viertelstunde westlich vom Ort liegen Wall und Graben der „alten Burg“, jetzt als Steinbruch benützt.

Durch den östlichen Theil der Markung geht ein breiter Feldweg, „alte Heerstraße“ genannt, dieselbe lief von Würzburg nach Rothenburg. Nördlich vom Dorf „Warte“ mit weiter Aussicht, östlich am Ort „Kapelswiese“.

Die Kunigunden-Kapelle war in alter Zeit ein bedeutender Wallfahrtsort und fanden sich dort an bestimmten Jahrtagen viele Gläubige ein. Weil aber an dem einsam stehenden Kirchlein für Speise und Trank nicht gesorgt war, so seien die Wallfahrer nach gehörter Messe und verrichtetem Gebet in Schaaren nach Waldmannshofen gezogen, und so entstanden die Waldmannshofer Messen oder Märkte, die bis in unser Jahrhundert abgehalten wurden.


Waldmannshofen, alt Waltmannshofen = Hof eines Waltmann, gehört zu den am frühesten genannten Orten des Bezirks, nemlich zu den Besitzungen im Tauber- und Gollachgau, welche das Hochstift Würzburg 807 dem Grafen des Gaus Audolf gegen Anderes in der Gegend abtritt, doch so, daß es den Zehnten in Waldmannshofen u. A. sich vorbehält. Das Hochstift erhielt weiteres Eigenthum daselbst 1140 von einem Gerung v. Willanzheim bei Kitzingen. Später, 1356 ff., sehen wir auch das Würzburger Stift St. Burkard in Waldmannshofen begütert. Im 13. Jahrhundert waren Hauptbesitzer die Schenken von Limpurg und nach ihnen durch Kauf die Hohenlohe-Brauneck. Letztere belehnten damit 1293 Kloster Heilsbronn in Mittelfranken und dieses verkaufte einen Theil davon sofort 1295 an Kloster Frauenthal. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts saßen in Waldmannshofen unter Brauneckscher und später Brandenburg-Ansbachscher Lehensherrlichkeit die Truchsesse von Baldersheim (BA. Ochsenfurt) und die Rosenberg, bis erstere 1603, letztere 1632 ausstarben. Als der Schwäbische Bund 1523 den Truchseß Jörg von Waldburg zum Strafvollzug an den Raubrittern Hans Thomas von Absberg und Genossen, darunter Kunz v. Rosenberg in Waldmannshofen, nach Franken schickte, ging auch Schloß Waldmannshofen in Feuer auf. Während des 30jährigen Kriegs belehnte Ansbach den Feldmarschall Grafen v. Hatzfeld mit Waldmannshofen, bei dessen Familie es durch allen Wechsel der Landeshoheit (Preußen 1796, Bayern 1805, Württemberg 1810) geblieben ist.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 773. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0773.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)