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Mittelmanns 12–13; auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger 35 Morgen Güter.

Feldbau und Viehzucht sind die Haupterwerbsmittel, bei den Israeliten der Handel, namentlich mit Vieh. Dann treiben von den Bürgern etwa die Hälfte theils ohne, theils mit Landwirthschaft ein Gewerbe. Eine Ziegelei, mit gutem Erfolg, und eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, eine Ölmühle mit einem Ölgang und einer Hanfreibe, 8 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei und 9 Kaufläden sind im Ort. Fast sämmtliche Handwerker, wie Schuster, Weber, Maurer, Schreiner, Schmide, Schlosser, Wagner und Seiler, arbeiten auch nach außen. – Auch sind 8 Musiker hier, die ihre Kunst mit mäßigem Erfolg und nebenher ausüben.

Der Boden ist vorherrschend leicht und hitzig, nicht tiefgründig, steinig; die Gerste gedeiht am besten. Steinbrüche bestehen, einer auf dem Etzelsee und einer am Apfelbacher Berg, sie liefern gute Kornsteine, die vielfach in die nächste Umgegend abgesetzt werden; auf dem Etzelsee auch eine Lehmgrube.

Das Klima ist im Ganzen mild, doch sind die Sommernächte kühl, schädliche Frühlingsfröste kommen vor, doch keine kalten Nebel, Gewitter häufig, aber selten mit Hagelschlag.

Der Zustand der Landwirthschaft ist nach Maßgabe der Bodenverhältnisse ein guter; verbesserte Ackergeräthe, darunter 30 Futterschneidmaschinen, sind eingeführt. Von Getreidefrüchten können noch nach außen verkauft werden 200 Schffl. Dinkel, 300 Schffl. Gerste und 100 Schffl. Haber. Der Futterkräuterbau, mit den beiden Klee und Esparsette, ist von Bedeutung, ebenso der Wiesenbau; die Wiesen sind größtentheils dreimähdig, 150 Morgen können bewässert werden; Futter wird noch nach außen verkauft.

Der Weinbau (Grobschwarze und Gutedel) ist nicht ausgedehnt; die besten Lagen sind der Schloßweinberg, die Fuchshecke, die Erle und die Ebene, der Wein ist gut und haltbarer, als der Tauberwein, der höchste Preis im Jahr 1873 war 83 fl., der niederste im Jahr 1870 20 fl. Die in mäßiger Ausdehnung betriebene Obstzucht nimmt zu, man pflegt meist Luiken, Palmischbirnen, Zwetschgen; drei Privatbaumschulen sind vorhanden und ein Gemeindebaumwart ist aufgestellt; in günstigen Jahren kann Obst noch nach außen verkauft werden.

Die Gemeinde besitzt 235 Morgen vorherrschend Laubwald; die Wellen werden verkauft und der Erlös an die 180 Bürger

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 757. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0757.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)