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Der im Osten stehende Thurm ist von unten herauf noch ursprünglich und enthält oben gothische Schallfenster und drei Glocken, wovon die kleinste keine Umschrift hat, die größte dagegen folgende: Osanna heis ich. in gottes er leut ich. bernhart lachaman gos mich 1510. Die mittlere, aus dem 14. Jahrhundert stammende, Glocke hat in sehr schöner Majuskelschrift:

Ave Maria gracia plena dominus tecum, benedicta tu in mulieribus.

Die Unterhaltung der Kirche und des schon älteren Pfarrhauses ruht auf der evangelischen Kirchengemeinde.

Die katholische dem h. Georg geweihte Kirche wurde Ausgangs des vorigen Jahrhunderts (1784) an das frühere Deutschorden’sche Amthaus, jetzt katholisches Pfarrhaus, vom Deutschorden hingebaut; die Unterhaltung beider ruht auf der kathol. Kirchengemeinde. Auch eine Synagoge besteht.

Der ummauerte Kirchhof liegt seit 1813 außerhalb des Orts an der Straße nach Apfelbach. An seinem Eingang steht halbversunken das Grabdenkmal des hiesigen Pfarrers Dietrich Wassermann, † 22. März 1633, geschmückt mit dem Bildnis des Gestorbenen, eine ehrwürdige hohe Figur im faltigen Chorrock. – Ein früherer Kirchhof für die Evangelischen lag im Fröschberg, die Katholiken kamen nach Stuppach.

Wenden wir uns nun zur Betrachtung des Adelsheimischen Schlosses, wieder ein echtes ehemaliges Wasserschloß, das in der Nähe der Kirche steht. – Noch in der zweiten Hälfte des dreißigjährigen Kriegs hatte es einen Vorhof; eine Zugbrücke führte über einen tiefen Graben, den man schnell unter Wasser setzen konnte, jetzt führt eine steinerne Brücke zum Portal des Schlosses, das in sehr tüchtiger Renaissance aufgebaut ist. Über dem Gesims des von zwei kanellirten toskanischen Säulen flankirten Portals sieht man eine von zwei jonischen Pilastern, an denen die Wappen von Hutten, Hesberg, Reibrecht und Knebel ausgemeißelt sind, gefaßte Inschrifttafel. Im Friese steht:

Wo Gott diß Haus nicht bewarn thut,
So ist umb sunst des Wechters Huet.

Die große Inschrift auf der Tafel selbst lautet:

Als man tausend fünff hundert Jar
Nach Christi Gburt Nim eben war,
Auch zwey und neuntzig zehlet ietz
Ist dieser Adeliche Sietz

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0755.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)