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Der Boden ist nicht besonders tiefgründig und manchmal steinig, das Klima mehr mild als rauh, schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen häufig vor, seit 1862 wiederholt sich fast alle fünf Jahre der Hagelschlag stärker oder schwächer; es soll dies seinen Grund in der Ausreutung der umliegenden Wälder haben.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand, doch fehlt es wegen vielen Weinbaues an Dünger, auch sind die besseren Äcker weit und hoch gelegen. Verbesserte Ackergeräthe, namentlich Futterschneidmaschinen, sind eingeführt. Von den Getreidefrüchten können noch nach außen verkauft werden 100 Schffl. Dinkel, 300 Schffl. Gerste, 80 Schffl. Haber. Der Futterkräuterbau, mit blauem Klee, Wiesenklee und Esparsette, ist ziemlich voran, der Wiesenbau durch das enge Vorbachthal beschränkt und es muß noch ziemlich viel Futter zugekauft werden; die Wiesen sind zweimähdig.

Der Weinbau dagegen ist ausgedehnt, aber nicht im Zunehmen; man pflanzt 2/3 Grobschwarz, 1/3 Gutedel und Österreicher. Die mittleren und höheren Lagen übertreffen die niederen an Güte; der Wein ist meistens sehr kräftig, ziemlich gerbstoffhaltig, dauerhaft, und wird in den entferntesten Gegenden gern getrunken; in den letzten 10 Jahren war der höchste Preis eines Eimers 150–170 Gulden, der niederste 20 Gulden. Der höchste Ertrag eines Morgens Weinberg beträgt 8 Eimer. Der Weinbau wurde hier seit uralter Zeit ohne Unterbrechung getrieben und nach Aussage älterer Leute früher noch weit stärker wie jetzt.

Die nicht bedeutende Obstzucht nimmt zu; die kalten Nebel im Frühling schaden fast jedes Jahr der Blüthe. Ein Baumwart ist aufgestellt und es hat der hiesige Schultheiß eine Baumschule mit 7000 Stämmchen angelegt.

Die Gemeinde besitzt nur 16 Morgen Laubwald, der Ertrag wird an die Bürger vertheilt; aus der Brach- und Stoppelweide bezieht die Gemeinde jährlich 1460, aus dem Pferch 700 Mark, aus einigen Wiesen 150 Mark.

Die Viehzucht (gemischter Schlag von Neckar- und Frankenrace) bildet keinen Erwerbszweig; zwei Farren sind zur Nachzucht aufgestellt. Ein Pachtschäfer läßt 220–250 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. – Das Fischrecht im forellenführenden Vorbach hat Hohenlohe-Jagstberg.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 748. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0748.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)