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Kirche steht reizend im schönen mit Denkmälern und Blumen geschmückten ummauerten Friedhof, der hart am Orte liegt. Der vieleckige Chor trägt ein Sterngewölbe, die Fenster sind breitspitzbogig und mit einfachen Maßwerken gefüllt, die Südseite ganz mit Reben überzogen. Am Westeingang steht 1670. Im sehr freundlichen Innern ist der hübsche Hauptaltar neugothisch, auf den Seitenaltären je ein schönes neues Tafelbild, links Maria mit dem Leichnam des Herrn, gemalt von Traub in München 1861, rechts die vierzehn Nothhelfer, oben Christus, unten Simmringen, letzteres eine Kopie des Bildes in Markelsheim; an dem Bilde steht Gg. Haußmann pinxit 1862. Im Chor ein Sakramenthäuschen im Renaissancestil: Urban Schüll Schultheis f. f. Anno 1670. Auf dem Dachreiter hängen zwei Glocken. Die Unterhaltung des Kirchleins ruht auf der Stiftung.

Das einladende Pfarrhaus wurde 1834 erbaut, seine Unterhaltung hat die Gemeinde, die einen starken Baufonds besitzt.

Das 1857 erbaute Schulhaus enthält auch die Lehrerwohnung; das Rathhaus wurde 1867 angekauft. Das Armenhaus ist zugleich Schäferhaus.

Gutes Trinkwasser liefern hinlänglich 22 Pumpbrunnen; eine Wette besteht am Ende des Orts. Die Markung ist ziemlich reich an Quellen, die meist hartes Wasser führen; die bedeutendste Quelle ist der Friedensbrunnen. Die Staatsstraße von Mergentheim nach Würzburg geht durch den Ort.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; der größte Grundbesitzer hat 140, der Mittelmann 65, die ärmere Klasse 6 Morgen. Feldbau und Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen.

Der Boden (meist Lehm) ist mittelfruchtbar, schwer, naßkalt, zum Theil sumpfig, was sich bei den Wiesen durch saures Futter bemerklich macht.

Das Klima ist mehr rauh, die Nächte sind meist kühl, manchmal kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel; die Gegend ist starken Winden ausgesetzt, aber sehr selten dem Hagelschlag. Gewitter sind ziemlich häufig, werden aber oft auch durch nahe Wetterscheiden abgewendet.

Die Landwirthschaft wird sehr gut und zweckmäßig betrieben, verbesserte Ackergeräthe sind eingeführt, beinahe Jedermann bedient sich der Dampfdreschmaschinen. Von den Getreidefrüchten können noch nach außen verkauft werden 370–380 Schffl.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 735. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0735.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)