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Mantel, Dolch und (abgebrochenem) Schwert. Der Kopf ist abgeschlagen, links davon noch erhalten der Helm mit zwei Schwanenhälsen, unten am linken Fuß der Rosenbergische Wappenschild. Die leider nicht mehr ganz erhaltene Inschrift lautet in gothischen Minuskeln: Anno. domini. milesimo. vicesimo. quinto. (1025). obyt. reinhart. von . . . . . . . e memorie. feria. quinta. ante. palmarum. requiescat.

Das Standbild stand einst aufrecht an der Wand, stammt nach Schrift und Costüm aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts und ist ohne Zweifel ein Gedächtnisbild, erinnernd an den schon im Jahr 1025 gestorbenen Reinhard von Rosenberg.

(S. auch W. F. X, 1, 58 f., wo jedoch die Umschrift nicht richtig gegeben ist, und deshalb zu falschen Vermuthungen geführt hat.)

Das 1862 erbaute Schulhaus enthält auch die Wohnung des Schulmeisters. Ein Rathhaus (seit 1837 im jetzigen Gebäude eingerichtet), ein Armenhaus und ein Schafhaus bestehen. – Zu erwähnen ist auch das stattliche Haus der Familie Landbeck, mit der Jahreszahl 1781 am Eingang und mit Blechdrachen am Dache.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 20 Pump- und 8 Schöpfbrunnen; im Thal gegen Nassau sind einige Quellen.

Die Vicinalstraße von Weikersheim nach Creglingen geht durch den Ort, dann eine Vicinalstraße von hier nach Nassau. Über die Tauber und den Nassauer Bach je eine steinerne Brücke, und noch zwei Stege über den letzteren; sämmtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; der größte Grundbesitzer hat 86, der Mittelmann 20, die ärmere Klasse 10 Morgen Feld; die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Weinbau. – Eine Ziegelei wird mit gutem Erfolg betrieben, ferner bestehen eine Sägmühle, eine Kunstmühle mit vier Mahlgängen, einem Gerbgang und einem Ölgang, und zwei Kundenmühlen, je mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, – weiter vier Schildwirthschaften, und eine herrschaftliche Bierbrauerei, die ein geschätztes Bier liefert.

Der Boden ist mittelfruchtbar, leicht, hitzig, auch steinig, und nicht tiefgründig, das Klima mild, die Nächte im Sommer warm; schädliche Frühlingsfröste sind häufig, ebenso die Gewitter, letztere werden jedoch durch eine nahe Wetterscheide oft vertheilt;

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 719. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0719.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)