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Die Schulstiftung mit 1800 fl. wurde im Jahr 1844 von dem damaligen Pfarrer Schauder mit einem Grundkapital von 400 fl. gegründet und von mehreren Wohlthätern auf die jetzige Höhe gebracht.

Eine Viertelstunde gegen Süden heißt eine Flur „Hof“, hier soll ein Männerkloster gestanden haben, das im Bauernkrieg zerstört wurde; man fand hier schon Gebäudeschutt und alte Waffen; in der Nähe der jetzige Staatswald „Mönchswald“, der Eigenthum jenes Klosters gewesen sei. –

Zwischen hier und Herbsthausen stand an der alten Straße bis vor etlichen Jahren ein jetzt abgegangener „Centbaum“, ein großer und vielknorriger Baum. Als das deutsche Reich noch in Centgauen eingetheilt war, war jeder von 100 Centbäumen abgegrenzt, die in Entfernungen von dreiviertel Stunden bis eine Stunde von einander standen. Wurde z. B. in Mergentheim unter deutschorden’scher Herrschaft ein Verbrecher hingerichtet, so mußte Tags zuvor binnen 24 Stunden der Centbote die ganze Centgrenze umreiten, Nachts von ortskundigen Boten mit Laternen begleitet. Aus jedem Centbaum mußte er sich mit seinem Beil einen Span aushauen und dabei die Worte sprechen: „Stehet auf, ihr Todten, und kommt zum Gerichte.“ Die nummerirten Späne mußte er in Mergentheim beim peinlichen Gericht abgeben. Am Tag nach der Hinrichtung umritt dann ein anderer Centbote die Grenze und paßte die Späne wieder an ihren Ort. – Vor etwa 6 Jahren wurden auf hiesiger Markung 8 Goldmünzen, mit türkischem oder Nürnberger Gepräge, gefunden.


Roth, altes Ruit, Rode d. i. gereutetes, gerodetes Land, gieng aus Hohenlohischem Besitz schon 1276 an die Deutschherren zu Mergentheim über. Ein Gütlein daselbst besaß im 14. Jahrhundert die Familie Stolz v. Mergentheim, welche es 1337 an die Frauenklause Neunkirchen veräußerte. Mit deren sämmtlichen Gütern gieng es 1479 an das Frauenkloster Heidingsfeld bei Würzburg und 1534 an den Spital in Mergentheim über. Centbar war Roth gen Mergentheim. Die Schäferei allda erstreckte sich auch über die Markungen Ailringen, Dörtel, Hachtel, Igelstrut, Otzendorf, Alt- und Neu-Hollenbach.

Durch die Umpfarrung von Hollenbach nach Ailringen im Jahr 1629 führte der Deutschorden das Dorf zur katholischen Konfession zurück und pfarrte es in Stuppach ein. 1667 erhielt

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 711. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0711.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)