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Der Boden ist meist fruchtbar und tiefgründig, das Klima im allgemeinen mild, jedoch wegen der hohen Lage rauher als in den benachbarten Thalorten; die kalten Nebel und Gewitter sind selten, ebenso Hagelschlag.

Gegen Hachtel hin liegen auf der Markung treffliche Kalksteinbrüche; in der ganzen Umgegend findet man nirgends so schöne Bausteine, wofür die ansehnlichen Gebäude des Orts Zeugnis geben; die Steine werden auch nach auswärts abgesetzt. Der gegen Südosten gelegene Theil der Markung ist reich an Lehm.

Die Landwirthschaft wird rationell betrieben; in Anschaffung von neuen landwirthschaftlichen, Geräthen, Sämereien u. s. w. geht der Ort andern Gemeinden rühmlich voran; und da die Viehzucht hier sehr bedeutend ist, so wird auch viel Dünger erzeugt, der sorgfältig gesammelt wird, daneben verwenden die Landwirthe noch Gips, Asche, Kompost, und namentlich werden im Winter die Äcker durch Aufführen von Erde zu verbessern gesucht. Mancher Bauer führt im Winter 500–1000 Wagen Erde von tiefgründigen Wiesen auf bedürftige Äcker. – Von Getreidefrüchten können nach außen verkauft werden 250 Schffl. Dinkel, 500 Schffl. Gerste, ebensoviel Haber, 100 Schffl. Weizen und 15 Schffl. Roggen. Der Futterkräuterbau ist bedeutend und steigert sich jährlich. Auch der Wiesenbau ist ausgedehnt, die Wiesen sind zweimähdig, 15 Morgen können bewässert werden.

Der im Abnehmen begriffene Weinbau erstreckt sich auf nur 24 Morgen, die aber in guten Jahren einen trefflichen rothen Wein geben. Die Obstzucht dagegen nimmt in erfreulicher Weise zu; man pflanzt hauptsächlich Mostobst und viel Zwetschgen.

Die Gemeinde besitzt keinen Wald, wohl aber haben die Bürger auf hiesiger und auswärtigen Markungen ziemlichen Privatbesitz an Wald. Aus der Brach- und Stoppelweide und dem Pferch bezieht die Gemeinde jährlich 500 fl., aus 11 Morgen Allmanden 165 fl.

Die Zahl der Pferde im Ort beläuft sich auf 45, meist schöne und wohlgenährte Thiere; die Rindviehzucht (meist Neckarschlag) und Viehmastung ist sehr beträchtlich, zwei Farren sind aufgestellt. Sommers und Winters laufen 360 Bastardschafe auf der Markung. Der Eierhandel von hier aus ist bedeutend.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 710. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0710.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)