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Vizinalstraßen führen von hier nach Bernsfelden, Schäftersheim, Louisgarde und Stalldorf im Bayrischen; 6 steinerne und 4 hölzerne Brücken gehen über den Nassauer Bach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; der vermöglichste Bauer besitzt 125 Morgen Feld und 100 Morgen Wald, der Mittelmann (Häckersbauer) 30, die ärmere Klasse (Hacker) 4 bis 8 Morgen Feld. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; zwei Ziegeleien bestehen im Ort mit gutem Erfolg, dann 4 Wirthschaften, wovon eine mit Bierbrauerei verbunden ist, und 2 Kramläden. Die Handwerker sind alle vertreten und arbeiten viel für die Nachbarschaft. Spinnen und Linnenweben wird für den eigenen Bedarf und um Lohn betrieben.

Hohenlohe-Langenburg besitzt außer der Domäne Louisgarde (s. u.) auf der Markung noch gegen 900 Morgen Wald, auch wohnt ein fürstlicher Revierjäger in einem der Herrschaft gehörenden Gebäude im Ort.

Die ausgedehnte Markung hat einen mittelfruchtbaren, leichten, hitzigen, wenig tiefgründigen und ziemlich steinigen Boden. Von den Thalwiesen erzeugen etwa 20 Morgen saures Futter. Drei unbedeutende Kalksteinbrüche sind vorhanden und im „Häfnersgrund“ Lehm- und Töpferthongruben.

Das Klima ist im Ganzen mild, die Nächte sind den Sommer über kühl wegen des Thalwindes, schädliche Frühlingsfröste kommen öfters vor; Hagelschlag und Gewitter sind selten. Das Neusemer Teich (ein Wald) und die Neusemer Höhe bilden die Wetterscheide zwischen dem Tauber- und Maingrund.

Die Landwirthschaft wird fleißig und gut betrieben; mit Rath und Beispiel geht stets der Pächter des Hofes Louisgarde voran, der alle neuen Maschinen eingeführt hat; im Orte selbst sind neben einer viel benützten Dampfdreschmaschine etwa 10 andere Dreschmaschinen, 25 Futterschneidmaschinen, 3 eiserne Eggen und Walzen eingeführt. Von den Getreidefrüchten gedeihen am besten Roggen, Dinkel, Weizen, Gerste, weniger Haber, und können 500 Schffl. Weizen, 600 Schffl. Gerste, 100 Schffl. Roggen, 200 Schffl. Dinkel und 100 Schffl. Haber jährlich nach außen verkauft werden. Als Futterkräuter werden rother und blauer Klee und Angersen in ziemlichem Umfang gebaut; ebenso von Handelsgewächsen Flachs.

Auch der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, die Wiesen sind zweimähdig, 40 Morgen davon bewässerbar, doch steht der

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 638. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0638.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)