Seite:OberamtMergentheim0633.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von besonderen Stiftungen sind nennenswerth die Hörner’sche mit 100 und die Bach’sche mit 300 Gulden, deren Zinsen unter die Ortsarmen vertheilt werden.

Über die Sagen vom Fraalesbrunnen und dem Muschgerschreiber s. o. bei den Volkssagen. An der „Schleifsteige“, die eine halbe Stunde oberhalb des Orts vom Herrgottsthal herauf in südöstlicher Richtung gerade nach Rothenburg führt, steht ein altes Steinkreuz und näher an Münster stehen zwei weitere Steinkreuze an der Straße.


Münster (der Name bedeutet ursprünglich Kloster, dann Klosterkirche, schließlich Kirche überhaupt) war theils Hohenlohisch, theils Würzburgisch. Zeitweilig waren auch das Bisthum Augsburg, die v. Wiesenbronn, Wolmershausen, Finsterlohe, Leuzenbronn, Winkel, Neuenstein, Stift Möckmühl, die Kapelle zum heil. Blut in Weikersheim, besonders aber die v. Rosenberg in Münster und dem schon vor 1570 abgegangenen Weiler Hohenweiler theils begütert, theils belehnt. Von der Markung des schon im 16. Jahrhundert verödeten Weilers Wieset (s. Ober-Rimbach – Lichtel) kam ein Theil zu Münster. Nach dem Aussterben der Rosenberg fiel das Würzburgische Lehen heim, wurde 1641 Hatzfeldisch, 1794 wieder Würzburgisch, bis endlich durch den Reichsdeputations-Hauptschluß 1803 die Hohenlohe-Neuensteinische und die Würzburgische Hälfte von Münster an das neu gebildete Hohenlohe-Jagstberg kam. In der Kondominatszeit übten beide Herrschaften die Gerichtsbarkeit je ein Jahr aus. Zu der sehr alten Pfarrei, von deren reichem Einkommen – möglicherweise von einem früheren Kloster herrührend – im 13. Jahrhundert die erste Ausstattung des Klosters Frauenthal genommen werden konnte, trat 1469 eine Mittelmeßpfründe zu St. Barbara auf dem Gottesacker („Frühmeßäcker“ gibt es heute noch in Münster). In die Pfarrei gehörten auch Wieset und Wolkersfelden (OA. Gerabronn). An den Zehnten zu Feld und Dorf bezog Hohenlohe 3/4, Würzburg 1/4; der Pfarrsatz und die geistliche Gerichtsbarkeit stand immer Hohenlohe zu. Ein von dem Pfarrer Keck, welchen Ulrich v. Hohenlohe 1384 nach Münster ernannt, 1411 verfaßtes Pfarrbuch im Öhringer Archiv enthält manches für die Lokalgeschichte Wichtige. Es erwähnt eine damals schon abgegangene Hellenmühle zwischen Münster und Lichtel.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0633.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)